Der Osten von Jeju besticht durch eine wunderschöne Vulkanlandschaft in Form von Felsen, Stränden und Steinfiguren.

Wieder klingelt der Wecker. Denn die Distanzen auf Jeju sind nicht zu unterschätzen. Für uns geht es in Richtung Osten fast einmal quer über die Insel. Es ist super anstrengend und ermüdend. Ich bewundere Mark, der konzentriert bleibt, was wirklich nicht einfach ist 🫣

Ständig wechseln die Geschwindigkeitsbegrenzungen, was die Koreaner aber geflissentlich ignorieren, so lange kein Blitzer angekündigt wird, es gibt selten eine grüne Welle und rote Ampeln werden auch hin und wieder ignoriert.

Das alles führt dazu, dass wir für gerade mal 65 Kilometer fast 2 Stunden brauchen - echt nervig 😬

Doch die Küste im Osten entschädigt uns für die Strapazen. Wir erklimmen den Seongsan Ilchulbong. Der Krater ist über einen steilen Treppenpfad erreichbar. Der Aufstieg dauert knapp 30 Minuten 🥾

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Zwischendurch blicken wir immer wieder auf den Gwangchigi, einen Strand aus schwarzem Vulkansand, das teilweise türkisblaue Meer und beeindruckende Felsen 🪨 

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Der Sunrise Peak auf 180 Meter Höhe ist mehr als nur ein Aussichtspunkt. Er ist Teil des Unesco-Welterbes „Jeju Volcanic Island and Lava Tubes“ und vor 5.000 Jahren durch eine gewaltige Unterwassereruption entstanden 🌋

Der Kamm sieht aus wie ein gefalztes Blatt aus Lavagestein und erzählt, wie die Insel sich aus dem Meer gearbeitet hat, Schicht für Schicht.

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Der Weg runter führt direkt zu einem kleinen Strand, wo wir theoretisch den Haenyeo beim Ernten der Abalone zu sehen könnten. Leider sind wir etwas zu früh, um einen direkten Einblick in das Kulturerbe Jejus zu bekommen - schade. Zu gern hätten wir die weiblichen Taucherinnen in Aktion erlebt, die die Widerstandskraft und Eigenständigkeit der Insel symbolisieren 😲

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Wir gehen erstmal was Essen. Mark hat ein kleines Meeresfrüchte Restaurant abseits des Trubels gefunden. Wir sind die einzigen Gäste und verständigen uns mal wieder per Fingerzeig. Zum Glück haben die meisten Restaurants ja doch eine Karte mit Bildern 🤣

Mark entscheidet sich für die gegrillte Makrele, ich nehme die Seafood Soup in der Hoffnung, dass vielleicht auch eine oder zwei Abalone enthalten sind - bin ja schon ein wenig neugierig 🧐 

Die Besitzer sind super herzlich. Während wir warten, füllt der Mann erstmal unsere Wasserflasche. Das Essen ist ein Gedicht. Die Makrele ist super aromatisch und fast frei von Gräten 🐟 und meine Suppe enthält neben vielen Mies- und Venusmuscheln 🐚 auch einen Krebs 🦀 , eine Garnele 🦐 und tatsächlich zwei Abalone. 

Gespannt probiere ich das erste Seeohr oder genauer gesagt, den Fuß mit dem sich  die Schnecke am Felsen festsaugt 🤭 Was soll ich sagen, Asiens exklusive Delikatesse schmeckt. Das feste Fleisch erinnert eher an  Tintenfisch 🐙 oder Garnele 🦐 als Muschel oder Auster 🦪 Cool, dass ich es gewagt habe.

Hinterher gibt er noch eine kleine Kürbistarte mit Sahne im Café nebenan - wunderbar.

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Danach fahren wir zum Woljeong-ri Beach. Der weiße Sandstrand ist über einen Kilometer lang und entlang der Straße reihen sich unzählige Cafés mit Meerblick. Trommelwirbel 🥁 Endlich kann Mark im Meer baden. Dafür muss er zwar ganz schön weit ins Wasser reinlaufen, aber das ist es ihm wert 😎 

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Die berühmten Manjanggul Lava Tubes sind leider geschlossen. Den eingefrorenen Lavastrom hätten wir wirklich gerne hautnah erlebt. Die Tunnel mit bis zu 30 Meter Höhe sollen ein architektonisches Meisterwerk der Natur sein 😓 

Auf dem Weg zurück in unsere Unterkunft liegt der Jeju Stone Park, ein riesiger Themenpark mit rund 327 Hektar, der sich der Mythologie und der Steinkultur von Jeju widmet. Es gibt 3 verschiedene Rundwege, die durch Wälder, entlang von Felsen und Teichen führen.

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Für den Park solltet Ihr Euch Zeit nehmen. Am besten wäre ein Guide, um die Mythologie, die sich insbesondere der legendären Großmuttergöttin Seolmundae Halmang dreht, zu verstehen. Ich versuche es mal mit meinen Worten zu erklären:

Seolmundae Halmang, die Schöpferin der Insel, hatte 500 Söhne, die sogenannten „Generäle“. Während einer Dürreperiode kochte sie Brei für sie, um sie zu ernähren. Wie es genau passierte, weiß natürlich niemand, aber irgendwie stürzte sie in den großen Topf und starb. Als ihre Söhne das erfuhren, verwandelten sie sich vor Trauer in Stein 😢

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Um diese Geschichte zu bewahren, hat der Stein-Sammler Paek Un-chol über Jahrzehnte diese Sammlung aus Steinen und Baumwurzeln zusammen und etwa 500 großen Steinstapeln gestaltet, die jeweils einen großen Stein als „Kopf“ tragen. Es ist beeindruckend, mit etwas Fantasie seht Ihr auch das ein oder andere Gesicht und habt das Gefühl, beobachtet zu werden 👀

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Wir laufen vorbei an dem Seolmundaehalmang Complex, einem riesigen Museum, sowie an einer Ansammlung von Töpfen, den sogenannten Hangari oder Onggi, die traditionell zur Aufbewahrungen von fermentierten Speisen wie Kimchi sowie traditionellen koreanischen Soßen wie Gochujang und Doenjang verwendet werden 🙃🙂

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Anschließend eine Runde durch die traditionellen Häuser mit Strohdach. Sie wurden extra niedrig gebaut und sind von robusten Steinmauern umgeben, um sie vor dem Wind auf Jeju zu schützen. 

Anders als auf dem Festland, wo die Hanok-Häuser oft Geschlechter spezifisch gestaltet waren, lebten auf Jeju wirtschaftlich gesehen immer 2 Generationen unter einem Dach, wobei jede Generation ihren eigenen Haushalt führte 🏠 

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Was gibt es noch zu sehen? Natürlich zahlreiche Steinfiguren wie die berühmten Dol Hareubang, die als Schutzgeister gelten und ein Feld mit blühendem Buchweizen. 

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Ein Waldweg führt vorbei an steinernen Grabwächtern in Kinderform, deren Originale als verschollen gelten. Die Reproduktionen basieren auf Bildern aus dem Fotoalbum „Stone Images of Jeju Guardian Child in Sorrow“ von Lee Mun-kyo. Am Ende entdecken wir noch die Grabstätten der Prinzen von Tamna aus der Zeit der zwischen der späten Goryeo und der frühen Joseon Dynastie. Tamna ist übrigens der alte Name Jejus 🪦

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So langsam dämmert es und ich will raus aus dem Wald. Denn wie so oft liegt das No Bite im Auto und ich habe keine Lust von Mücken zerstochen zu werden. Wir haben uns zwar extra für Südkorea gegen Japanische Enzephalitis impfen lassen, nur leider besteht auch die Gefahr, dass Mücken Denguefieber übertragen - und das muss nun wirklich nicht sein 🦟

Schließlich haben wir erst Halbzeit. Ja, ihr lest richtig. 90 Tage sind wir jetzt schon unterwegs und es folgen noch weitere 3 Monate. Bisher haben wir alles gut hinbekommen, nichts vergessen, nichts verloren und fast alles gemacht, was wir machen wollten. Krank werden, wäre da wirklich blöd 🙏

Der Rückweg fährt sich viel geschmeidiger. Es geht mitten über die Insel. Quasi direkt vorbei am Hallasan, der nicht nur das geologische Zentrum, sondern auch das spirituelle Rückgrat der Insel ist. Auf seinen Hängen wachsen wilde Azaleen, es gibt Vulkankrater und im Winter könnt Ihr mitten im subtropischen Klima sogar Schneelandschaften sehen. Wir hatten mit dem Gedanken gespielt hinaufzusteigen, aber 20 Kilometer und über 500 Höhenmeter haben uns dann doch abgehalten 🤪

Zum Abendessen verschlägt es uns in ein Grillrestaurant ganz in unserer Nähe. Wir entscheiden uns für Schwein. Das schwarze Schwein von Jeju ist eine eigene Rasse: kleiner, fettarmer, kräftiger im Geschmack. Früher hielten es die Einheimischen zur Müllverwertung, heute ist es neben Abalone das kulinarische Aushängeschild der Insel 🐖

Dazu gibt es wie so oft unzählige Beilagen wie frischen Knoblauch, eine Ingwer-Knoblauch-Paste, fermentierten Kohl, Rettich und Frühlingszwiebeln, aromatische Saucen, Salat und eine Hühnersuppe.

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Wir lassen den Abend bei einem Whiskey 🥃 ausklingen und wünschen uns allen einen entspannten Feiertag morgen. Deutschland feiert den Tag der Deutschen Einheit und die Koreaner Gaecheonjeol. 

Laut Legende stieg an diesem Tag Hwanung vom Himmel herab, um unter den Menschen zu leben und die Grundlagen der koreanischen Nation zu legen. Der mythische König Dangun gründete demnach am 3. Oktober 2333 vor Christus den ersten koreanischen Staat Gojoseon.