Wir besuchen den Weihnachtsmann und erkunden Rovaniemi, die Hauptstadt Lapplands.
Trotz zwei kleiner Unterbrechungen, um nach Nordlichtern Ausschau zu halten, starten wir ausgeruht in den Tag. Die Sonne lacht und der blaue Himmel ist einzigartig. Kein Wunder, die Luft ist total klar bei Temperaturen um den Gefrierpunkt ❄️ Zwiebelschalenprinzip lautet das Motto für die nächsten Tage. Schauen wir mal, ob 4 Lagen reichen 😬
Wir verlassen unser Ferienhaus, welches wirklich idyllisch, inmitten unberührter Natur, nahe des Flusses Kemijoki liegt. Der nächste Nachbar meilenweit entfernt, bis nach Rovaniemi sind es dennoch keine 20 Minuten.
Wir parken vor den Toren der Stadt und laufen erstmal zur Evangelisch-Lutherischen Kirche – ein Schmuckstück, gebaut 1950 nach Plänen von Bertel Liljequist. Die ursprüngliche Kirche aus dem Jahr 1632 fiel 1944 dem Zweiten Weltkrieg zu Opfer, wie quasi ganz Rovaniemi 😳
Da gerade Gottesdienst ist, bekommen wir das beeindruckende Wandgemälde von Professor Lennart Segerstråle, das die Auferstehung Christi darstellt, nicht zu Gesicht.
Stattdessen bestaunen wir die Kunstwerke am Kirkkolampi, einem derzeit zugefrorenen See, und lassen den Blick über die Weite des Kemijoki schweifen. Der längste Fluss Finnlands ist hier bis zu 400 Meter breit und ebenfalls von einer Eisschicht bedeckt. Rund 550 Kilometer fließt er durch Lappland und mündet bei Kemi in die Ostsee 🙃🙂
Übrigens könnt Ihr rund um die Kirche super kostenlos parken. Je nach Parkplatz 3 bis 8 Stunden. Nur bitte die Parkscheibe nicht vergessen.
Zurück zur Geschichte und damit verbunden zur Architektur Rovaniemis, die manch einer als beeindruckend bezeichnet. Der berühmte finnische Architekt Alvar Aalto leitete ab 1945 den Wiederaufbau der Stadt am nördlichen Polarkreis und entwarf den sogenannten Reindeer Antler Plan 🦌
Wer die Chance hat, Rovaniemi aus der Luft zu betrachten, erkennt, dass die Straßen und Parks so angelegt sind, dass sie wie ein Rentiergeweih aussehen. Das administrative und kulturelle Herz Rovaniemis bildet die sogenannte Hallituskatu.
Hier befinden sich die Rovaniemi City Hall, das Theater- und Kongresszentrum Lappia Hall sowie die Stadtbibliothek. Alle 3 Gebäude gelten mit ihren klaren Linien als architektonisch, moderne Meisterwerke Aaltos aus den 1950er bis 1980er Jahren. Uns faszinieren mehr die Kleinigkeiten drum herum, wie die Rentiere aus Beton und Stahl 🫢
Da die ausgeguckten Cafés Sonntags erst um 12 Uhr öffnen, nutzen wir die Zeit und schlendern bis ans andere Ende der Stadt. Das dauert keine Viertelstunde. Kein Wunder, denn das nächste Fotomotiv ist erst der Lordi Platz mit dem Santa Claus City Office.
Wir machen noch einen Abstecher zur Jätkänkynttilä Brücke, auch bekannt als Holzfällerbrücke. Sie gehört zu den Wahrzeichen Rovaniemis und steht symbolisch für die Holzfällertradition 🪵
Die beiden Hauptpfeiler der Brücke sind mit Lichtern ausgestattet, die an einen brennenden, gespaltenen Holzstamm erinnern. Diese sogenannte Holzfällerkerze oder Schwedenfackel wurde von Holzfällern und Wanderern genutzt, um zu kochen, Wärme zu spenden oder sich in der Dunkelheit zu orientieren 💡
Die gut 320 Meter lange Brücke war zudem die erste Schrägseilbrücke Finnlands und 1989 die erster ihrer Art, die für den Straßenverkehr freigegeben wurde – ein architektonischer und technischer Meilenstein 🇫🇮 Mutig wagen wir uns ein kleines Stück auf den Kemijoki, den die Einheimischen mit Langlaufskis oder Schneemobilen überqueren.
Nach so viel Kultur ist es an der Zeit zu frühstücken. Wow 😲 Das haben wir unterschätzt. Das Café 21 hat noch keine 10 Minuten geöffnet und ist schon fast voll. Wir finden gerade noch so einen Platz. Die 4,6 auf Google hat sich wohl rumgesprochen 😉
Die Karte liest sich 1A. Herzhafte und süße Waffeln, Salate und Bowls, Kuchen und Törtchen, da fällt es echt schwer, sich zu entscheiden. The winners are: Waffel Skagen mit Shrimps 🦐, Ei 🥚 und Sour Cream, Lachssuppe mit dunklem Malzbrot 🍞 und zum Abschluss ein Cinnamon Bun sowie ein Matcha Latte 🍵
Frisch gestärkt statten wir dem Arctic SnowHotel & Glass Igloos in Sinettä einen Besuch ab. Das Hotel ist einzigartig, denn es wird jedes Jahr im Dezember aus etwa 1,5 Millionen Kilogramm Schnee und 300 Tonnen Eis aus dem nahegelegenen See Lehtojärvi errichtet 🧊
Wir erkunden erst einmal das Areal und bewundern die Skulpturen, die so langsam in der Sonne schmelzen. Kein Wunder, dass das Hotel nur noch bis 31. März geöffnet hat. Irgendwann haben die dicken Schneewände einfach keine Chance mehr 🫠 Bis dahin sorgen sie für eine hervorragende Isolierung – sowohl gegen Kälte als auch gegen Geräusche.
Das Hotel liegt direkt am See Lehtojärvi und hat einen hauseigenen Rodelberg. Ich hole mir einen Reifen und los geht die wilde Fahrt. Anschließend schieben Mark und ich uns gegenseitig mit einem Schlittenstuhl über den See 😂
Die Landschaft und der glitzernde Schnee sind einfach toll 🥰 Selbst jetzt, wo die Bäume nicht mehr komplett mit Schnee bedeckt sind. Gleiches gilt übrigens auch fürs Hotel. Wenn es richtig verschneit ist, muss es noch idyllischer aussehen. Dafür genießen wir umso mehr die klare Luft und den strahlend blauen Himmel 😎
Ich habe erst gezögert, aber was soll’s, schauen wir uns das Hotel für 29 € pro Person noch von innen an 🫣 Ich kann Euch jetzt schon verraten, es hat sich gelohnt. Das Design variiert jedes Jahr, sodass immer neue Kunstwerke entstehen.
Ja, Ihr habt den richtigen Riecher. Jedes Zimmer ist individuell gestaltet, mit kunstvollen Eisskulpturen und farbiger Beleuchtung. Die Betten bestehen aus Eisquadern, die mit Rentierfellen bedeckt sind. Damit sich bei Temperaturen von 0 bis -5 °C niemand verkühlt, gibt es hochwertige Schlafsäcke.
Reizen würde es uns ja schon, aber eine Übernachtung kostet jetzt im März 439 € inklusive Frühstück und das ist garantiert nicht das schönste Zimmer. Für die Suite wären es schon 549 € 😱
Ja, es gab das ein oder andere, was uns nicht gefallen hat. Dafür aber auch viele sehr schöne, so dass wir nicht sagen könnten, welches Zimmer unser Favorit war – irgendwie hat dann doch jedes seinen eigenen Charme 😊
Ein weiterer Höhepunkt war die Eiskapelle, ein Ort der Ruhe und Besinnung. Die filigranen Skulpturen und die frostige Stille machten diesen Raum zu etwas ganz Besonderem. Noch mehr fasziniert hat uns allerdings das Restaurant. Das muss echt Irre sein, hier zu dinieren 🍽️
Zum Abschluss gönnen wir uns noch einen Drink in der der Ice Bar – natürlich in einem Glas aus Eis! Im wahrsten Sinne des Wortes, ein echt cooles Erlebnis. Und da die Gläser nicht abgewaschen werden müssen, schmeißen wir sie zum Abschied ganz traditionell gegen die Wand 😇
Für alle, die es wärmer mögen, gibt es noch die Iglus mit einem 360° Glasdach. Wir haben uns diesen Luxus auf La Réunion 🇷🇪 gegönnt. In Finnland seid Ihr ab 604 € inklusive Frühstück dabei. Sagen wir mal so, wenn die Wahrscheinlichkeit bei 100 Prozent läge, intensive grüne und weitläufige Polarlichter zu sehen, dann … vielleicht 🤔
Das Arctic SnowHotel in Sinettä beherbergt auch Rentiere, die Lebensgrundlage der Samen, der indigenen Bevölkerung Lapplands. Seit Jahrhunderten liefern sie Fell, Fleisch und Milch, die zu Butter und Käse verarbeitet wird 🫕
Mit rund 200.000 Tieren gibt es in Lappland mehr Rentiere als Menschen. Perfekt an die arktische Wildnis angepasst, trotzen sie Temperaturen von -50°C bis +30°C und graben mit ihrem Geweih Flechten unter dem Schnee aus. Wer glaubt, sie leben wild in freier Natur, irrt sich. Sie streifen zwar oft durch Wälder und Fjells, gehören dennoch immer einem Rentierzüchter 🦌
Wir verbringen knappe 2 Stunden im Arctic SnowHotel bevor wir uns auf den Weg zum Weihnachtsmann machen. Auf geht’s, Santa Claus Village erwartet uns.
Bevor wir Euch verraten, was wir erlebt haben, hier erstmal ein paar Fakten. Die Geschichte des Dorfes begann 1950, als für Eleanor Roosevelt ein Blockhaus errichtet wurde. Die Witwe des damaligen US-Präsidenten Franklin D. Roosevelt besuchte Rovaniemi, um sich ein Bild vom Wiederaufbau Lapplands zu machen.
Erst 30 Jahre später wurde Rovaniemi offiziell zur „Heimat des Weihnachtsmanns“ erklärt und das Weihnachtsmanndorf rund um das Roosevelt Cottage, welches immer noch die Freundschaft zwischen Finnland und den USA symbolisierte, eröffnet.
Die Nähe zum Polarkreis und die magische Atmosphäre Lapplands machten das Dorf schnell zu einem internationalen Anziehungspunkt. Jedes Jahr kommen Tausende Besucher ins Dorf auf der Suche nach dem Hauch von Weihnachten - so auch wir.
Im Santa Claus Office bestaunen wir die Post und Pakete aus aller Welt und wer möchte kann hier den Weihnachtsmann persönlich treffen. Mit Kindern sicherlich ein unvergessliches Erlebnis ☺️
Natürlich darf ein Foto von der Überquerung des nördlichen Polarkreises nicht fehlen. Dieser verläuft mitten durch das Dorf und ist mit den GPS-Koordinaten +66° 32′ 37.11″ N, +25° 50′ 51.44″ E angegeben.
Dieser magische Breitengrad markiert die südlichste Grenze, wo Polarnächte sowie die Mitternachtssonne auftreten können. Heißt im Klartext, die Sonne geht im Winter für mindestens einen Tag nicht auf. Im Sommer ist es genau umgekehrt, es bleibt die ganze Nacht über taghell ☀️
Wir schlendern weiter durchs Dorf, was wirklich super kommerziell ist. In fast jedem Haus befindet sich ein Souvenirladen, win Anbieter von Outdoor-Aktivitäten wie Rentierschlittenfahrten oder Nordlichtertouren, ein Restaurant oder Café. Keine Frage, die Häuser sind super schön anzuschauen, aber mit ruhiger, besinnlicher Weihnachtszeit hat das wenig zu tun 🤫
Schnell noch ins Santa Claus Post Office, um eine Weihnachtspostkarte mit dem speziellen Stempel vom Polarkreis zu verschicken. An wen wird nicht verraten. Schließlich ist Vorfreude die größte Freude 🎄
Jetzt noch in den Supermarkt und dann ab in die Unterkunft. Mark hat Hunger 🤤 Wir decken uns für die nächsten Tage ein, denn in Ruka gibt es vermutlich nicht ganz so viel Auswahl.
Sushi, geräucherter Lachs, Skagen, ein Aufstrich aus Garnelen, Dill und Sour Cream sowie Ruisleipä, ein dunkles Roggenbrot und Sinappikurkkusalaatti = Senfgurkensalat, eine beliebte Beilage landen für eine Brotzeit im Einkaufswagen.
Dazu noch Kiusaus, ein besonderer finnischer Kartoffelauflauf, Fischfrikadellen, Matjes, Kartoffeln, Lauch und Rosenkohl sowie fürs Frühstück Karjalanpiirakka, karelische Piroggen gefüllt mit Reisbrei, Korvapuusti, finnische Zimtschnecken und Frischkäse. Das sollte für den Anfang reichen, hier und da wollen wir ja auch mal Essen gehen 😃
Wow, was für ein Tag! Voll gepackt mit coolen Erlebnissen und das alles, ja, ich möchte es nochmals betonen, bei Sonne satt und herrlich klarer Winterluft. 4 Lagen Klamotten waren definitiv ausreichend, manchmal in der Sonne sogar ein bisschen zu warm 🫣