Der König der Vögel wartet auf uns. Auf geht’s ins Quetzal Tal, benannt nach einem der beeindruckendsten Vögel Mittelamerikas.
Wir verlassen Monteverde bei strahlendem Sonnenschein und 16 Grad Celsius. Das ist etwas gemein, denn die letzten beiden Tage war es regnerisch, windig und kalt 🥶
Klar haben wir das Beste draus gemacht, hätten aber auch nichts gegen solche Ausblicke und trockene Wanderschuhe gehabt 🤣
Rund 230 Kilometer liegen vor uns. Jetzt denkt der eine oder die andere: "Okay, dann sind sie in 2,5 Stunden da." Wir rechnen jedoch eher mit 5 Stunden oder mehr. Deswegen klingelte der Wecker auch schon sehr früh 🚗
Wir beenden quasi unsere erste kleine Rundtour. Wir fahren zurück in die Metropolregion von San José – und das bedeutet Geduld. Die Hauptstadt mit ihren rund 360.000 Einwohnern sowie den umliegenden Vororten bildet das wirtschaftliche, politische und kulturelle Zentrum von Costa Rica und ist somit ein wichtiger Knotenpunkt.
Nach einer Stunde sind wir in Höhe Caldera am Meer. Ein riesiges Kreuzfahrtschiff liegt im Hafen und am Strand baden welche. Es ist zwar erst 8 Uhr, aber es sind schon 30 Grad Celsius 😲
Unser Ziel ist der Quetzal Nationalpark, benannt nach einem der beeindruckendsten Vögel Mittelamerikas. Mit seinem leuchtend grünen und rubinroten Gefieder sowie den langen, prächtigen Schwanzfedern gilt der Quetzal als König unter den Vögeln 🦜
Wir hoffen, diesen schillernden Schatz in den kühlen, feuchten Nebelwäldern vor die Linse zu bekommen. Schließlich gilt er als Symbol der Freiheit und Unabhängigkeit. Das passt doch gut zu uns, oder? ❤️
Gegen Mittag checken wir im Hotel Savegre ein und bekommen erstmal ein Upgrade 😎 Anstatt im einfachen Doppelzimmers übernachten wir nun in einer der Suiten mit Kamin und Jacuzzi im Wintergarten.
Die Anlage ist super schön. Insbesondere der Garten lädt zum Verweilen ein. Den einen oder anderen Kolibri haben wir schon gesichtet und zudem viele Avocadobäume 🥑
Der Quetzal liebt Avocados, leider nicht die, die wir essen, sondern wilde. Die sind viel, viel kleiner und gilt es zu finden - im Zweifel ganz früh morgens mit Guide 😳
Wir packen ein wenig aus und trocknen unsere teils immer noch klammen Klamotten. Es sind zwar nur knapp 20 Grad Celcius, aber die Sonne strahlt mit ganzer Kraft ☀️
Endlich kommt unser 4x4 mal zum Einsatz. Ohne könnten wir jetzt nicht zum Aussichtspunkt fahren, sondern müssten wir die etwa 1,5 Kilometer laufen 🥾 Das ist nicht weit, aber mit rund 200 Höhenmeter verbunden.
Natürlich erkunden wir den Nebelwald dennoch zu Fuß. Der Los Pioneros ist zwar nur 500 Meter lang, aber wunderschön. Zudem ist der Trail Efraín Chacón & Caridad Zúñiga gewidmet, die als Pioniere des Naturschutzes in San Gerardo de Dota gelten 👌
Bereits in den 1980er Jahren stellten sie etwa 40 Hektar ihres Landes zur Verfügung, um mit Unterstützung von Dr. Leo und Dr. Zana Finkenbinder, zwei Biologen aus den USA, die Biodiversität des Nebelwaldes und den Lebensraum des Quetzals zu erhalten 😲
Wir wechseln zum Trail La Quebrada, der größtenteils am Fluss entlang läuft. So sieht also Nebelwald bei Sonne aus 😂 Im Gegensatz zu Monteverde ist die Vegetation etwas weniger vielfältig.
Eichen, Lorbeer, Moose und Flechten dominieren aufgrund der Höhenlage. Was uns besonders fasziniert sind die meterhohen, alten Bäume mit ihren dichten Blätterdächern, die den Lebensraum des Quetzals fördern 🌳
Nach knapp 2 Kilometern und etwas mehr als einer Stunde sind wir zurück am Aussichtspunkt. Wahnsinn, wie schnell sich das Wetter verändert. Die dicken Wolken von vorhin haben sich größtenteils verzogen - was wir doch wieder für ein Glück haben ☺️
Den Rest des Tages chillen wir erst in der Bar bei Apple Crumble und zwei Drinks. Später genießen wir Forelle aus dem Savegre River. Allerdings nicht bei uns im Hotel, sondern im Alma de Árbol, einem Restaurant schräg gegenüber - sehr zu empfehlen 🤫
Ein richtig entspannter Urlaub, den wir uns redlich verdient haben 😊 Gut, das frühe Aufstehen … aber was tun wir nicht alles, um einen Quetzal zu sehen. Dafür sind wir schließlich hier.
Um 5 Uhr klingelt der Wecker. Julian, unser Guide, wartet auf uns. Er kennt die wilden Avocadobäume, die der Quetzal in den Morgenstunden aufsucht - nichts wie los.
Kleiner Tipp für alle, die im Dezember unterwegs sind: Den Quetzal findet Ihr in der Nähe des Quetzal Waterfall Trails. Wichtig, der Monat ist entscheidend. Das Tal hat 3 verschiedene Klimazonen, d.h. die wilden Avocados sind zu unterschiedlich Zeiten reif 🧐
Während wir warten und nach diesem seltenen Naturhighlight Ausschau halten, erzählt uns Julian ein wenig über den Quetzal.
Der Name „Quetzal“ stammt aus dem Nahuatl und bedeutet „lange, leuchtende Schwanzfeder“ – wie sollte es auch anders sein? 🌟 Schon bei den Maya und Azteken wurde er wegen seiner bis zu einem Meter langen Schwanzfedern verehrt.
Er gehört im weitesten Sinne zur Familie der Kolibris. Auch seine Farbpracht entsteht durch Lichtbrechung aufgrund der speziellen Struktur der Federn 🪶 Moment … es geht los. Quetzal im Anflug - was für ein schöner Vogel 🥰
Wie gesagt, der Quetzal liebt wilde Avocados. Dafür schluckt er die Frucht im Ganzen herunter und verdaut das Fruchtfleisch 🥑 Den unversehrten Kern scheidet er irgendwo meist weit entfernt von seinem ursprünglichen Baum aus und trägt so zur Fortpflanzung der Bäume bei.
Genau das können wir gerade beobachten: Der Quetzal fliegt in den Baum, pflückt die Avocado mit seinem Schnabel, verschlingt diese mittels kräftigen Bewegung von Hals und Kehle und ruht sich dann auf einem Ast aus, bevor er sich auf die nächste Frucht stürzt 😋
Wenn die Früchte knapp werden bzw. der Quetzal mit Nestbau und Versorgung der Jungen beschäftigt ist, stehen auch Insekten, kleine Mäuse 🐁, Frösche und Eidechsen 🦎 auf seinem Speiseplan - Proteine, Proteine, Proteine.
Nisten tut der Quetzal am liebsten in gut verborgenen, natürlichen Hohlräumen, die zum Beispiel von Spechten in Baumstämme gehauen wurden 🌳
Wenn Ihr jetzt denkt, der Quetzal sei das Wahrzeichen Costa Ricas, müssen wir Euch leider enttäuschen. Der Quetzal ist das Nationaltier Guatemalas und Namensgeber der dortigen Währung 🇬🇹
Das Nationaltier von Costa Rica ist seit 1977 allerdings auch ein Vogel: der Tonvogel, auf Spanisch auch als Yigüirro bekannt. Der kleine, braune Singvogel ist viel, viel unauffälliger als der Quetzal.
Dafür punktet er mit seiner einzigartigen Stimme. Der klare, melodische Gesang ist eng mit dem Beginn der Regenzeit verbunden und symbolisiert den Menschen Hoffnung und Erneuerung 🎶
Auf der Rückfahrt erzählt uns Julian, dass er der Enkel von Efraín Chacón ist und seinen Papa schon als kleines Kind auf den Touren begleitet hat. Eigentlich ist er Ingenieur, aber hin und wieder geht er seinem Hobby nach und arbeitet als Guide.
Er lädt uns noch in den Garten seiner Familie ein - ein richtig kleines Paradies für die Vögeln. Natürlich wächst auch hier ein Avocadobaum. Mark lässt es sich nicht nehmen, noch den ein oder anderen Kolibri im Flug zu fotografieren.
Wir sind schon 3 Stunden auf den Beinen, Zeit zu frühstücken. Glücklicherweise sind die meisten Gruppen bereits abgefahren, so dass wir im Restaurant unsere Ruhe haben. Ja, das war der Grund, warum wir auswärts gegessen haben - gemütlich sieht anders aus 🫢
Das Frühstück bietet alles, was das Herz begehrt. Wir starten herzhaft mit Gallo Pinto, probieren dann das selbst gebackene Brot und eine halbe Waffel 🧇 Zum Schluss gibt es noch ein wenig Joghurt mit Granola. Das sollte bis abends reichen 😜
Wir genießen noch ein wenig die Sonne, bevor wir Richtung Pazifikküste aufbrechen. Drückt uns die Daumen, dass wir nicht all zu viel Gegenverkehr haben, denn wir müssen gute 1.000 Höhenmeter zurücklegen und die Straße ist super kurvig und sehr, sehr eng.
Puh, geschafft! Wir sind wieder auf 3.300 Metern über dem Meeresspiegel. Doch weit kommen wir nicht. Wenn in Costa Rica mitten am Straßenrand viele Autos stehen, muss es sich lohnen anzuhalten.
Wir parken direkt neben dem kleinen Verpflegungsstand. Fällt Euch was auf? Genau, unser Auto kein Nummernschild. Es ist neu, so neu, dass die offizielle Zulassung noch auf sich warten lässt. Das hat uns anfangs etwas irritiert, aber nach einer Weile ist uns aufgefallen, wir sind nicht die einzigen 🙂🙃
Wir erklimmen den Aussichtspunkt und lassen den Blick in die Ferne schweifen. Wow, einfach nur wow 😲
Damit lassen wir das Hochland hinter uns und ab geht’s ans Meer 🏖