Es ist morgens halb Neun in Jordanien 🇯🇴 Genau genommen sind wir in Madaba, südlich von der Hauptstadt Amman.
Die Anreise war wie immer unspektakulär. Trotz Tunnelsperrung waren wir mit Öffis in 45 Minuten am Flughafen und wurden von den Mitarbeitern des RMVs sogar mit Balisto, Gummibärchen und Wasser versorgt - als kleine Entschädigung, sehr cool 😎
Am Flughafen ging es auch erstaunlich schnell. So lieben wir es in den Urlaub zu starten. Tagsüber dank Home Office noch gearbeitet und dann ab in den Flieger 😉
Für uns beginnt der Tag nach nicht mehr als 4 Stunden Schlaf mit einem ausgiebigen Frühstück - zubereitet von Mama. Wir probieren uns einmal durch die arabische Küche in Herzhaft und Süß 😊
Ganz im Gegensatz zu den Jordaniern, zumindest denen, die an Allah glauben. Denn noch ist Ramadan, d.h. tagsüber gibt es eigentlich nichts zu essen und trinken 😬 Aber was genau hat es mit diesem Ramadan auf sich?
Fast einen ganzen Monat, in diesem Jahr vom 23. März bis 20. April müssen Muslimas und Muslime unter anderem 5 Mal am Tag beten und dürfen zwischen der Morgendämmerung und dem Sonnenuntergang weder essen noch trinken - und damit ist nicht nur Alkohol gemeint 🙈 Auch Rauchen und Sex sind verboten.
Das Fasten an Ramadan zählt neben dem öffentlichen Glaubensbekenntnis, dem Gebet, der Wallfahrt nach Mekka und dem dem Entrichten von Almosen zu den fünf Säulen des Islams 🕋
Es gilt als Zeichen des Glaubens und der Opferbereitschaft. Vor allen aber spielt der Gedanken an die Gemeinschaft und die Solidarität mit den Armen und Schwachen eine wichtige Rolle 😇
Grundlage des heiligen Monats ist natürlich der Koran. Genau genommen die Sure 2:187. In dieser heißt es: "... Und esst und trinkt bis der weiße Faden von dem schwarzen Faden der Morgendämmerung für euch erkennbar wird. Danach vollendet das Fasten bis zur Nacht....".
Ganz ehrlich, das mit dem Essen wäre kein Problem. Vielleicht erinnert Ihr Euch, ich selbst war dieses Jahr schon eine Woche Fasten. Wirklich vergleichbar ist das aber nicht, denn im Gegensatz zu Ramadan, habe ich zwar eine ganz Woche nichts gegessen, dafür aber um so mehr Wasser und Tee getrunken 🙃🙂
Sobald die Sonne untergegangen ist, beginnt für die Gläubigen das Fastenbrechen, das sogenannte „Iftar“. Familie und Freunde kommen zusammen, um nach dem Besuch der Moschee gemeinsam festliche Gerichte nach traditionellen Rezepten zuzubereiten und zu genießen 😌
Das Leben verschiebt sich quasi in die Abendstunden, was sich auch bei unserem Stadtbummel bemerkbar macht. Die Straßen sind leer, die Geschäfte noch geschlossen. Es wirkt fast ein wenig gespenstisch 😌
Aber warum sind wir eigentlich in Madaba? Madaba ist berühmt für seine Mosaike. Eines zeigt zum Beispiel die älteste im Original erhaltene kartografische Darstellung des Heiligen Landes 😲
Die sogenannte „Madaba Map“ in der St. Georgskirche stammt aus dem 6. Jahrhundert nach Christus, wurde aber erst im späten 19. Jahrhundert wiederentdeckt. Viele Jahre lag sie unter den Trümmern eines Erdbebens begraben, genau wie die vielen anderen antiken Mosaike aus der Zeit der Römer und Byzantiner 😱
Wir besuchen die archäologischen Parks von Madaba mit der Marienkirche sowie der Hippolytoshalle sowie dem Burnt Palace und der Church of the Martyrs. Während die römischen Mosaike eher der Schönheit und Symmetrie dienten, erzählen die byzantinischen Mosaike noch heute eine Geschichte 🧐
So zeigen die Mosaike in derHippolytoshalle eine detaillierte Verkörperung der Städte Rom, Gregoria und Madaba, andere stellen die 4 Jahreszeiten und den Baum des Lebens dar 🌳
Was uns am meisten fasziniert, die christlichen Kirchen 💒 stehen direkt neben den Moscheen 🕌 Ein Zeichen dafür, dass in Madaba verschiedene Kulturen und Religionen friedlich miteinander leben - und das seit Jahrtausenden.
Zum Schluss erklimmen wir den Glockenturm der römisch-katholischen Kirche St. John the Baptist. Ein Highlight, auch wenn der Aufgang sehr schmal ist. Leider ist es verboten, die Glocken zu läuten - wir halten uns dran, auch wenn es in den Fingern juckt 😇
Es ist mittlerweile kurz nach 11 Uhr und so langsam erwacht auch die Stadt zum Leben. Von Ramadan spüren wir allerdings nicht all zu viel. Wir probieren auf Wunsch sehr leckeres Gebäck aus Sesam und Nüssen 😋 Ob die Inhaberin wohl Christin ist?
Und dann entdecken wir noch eine Bäckerei und kaufen eine Ladung der gerade frisch gebackenen Fladen. Die Jungs ließen sich begeistert fotografieren. Ich hatte Mühe, die Fladen richtig in Szene zu setzen 🤣
Wir holen unsere Sachen aus dem Hotel, verstauen alles im Mietwagen, einem Nissan Sunny mit einfachster Ausstattung, und dann geht’s zum Carrefour. Schließlich brauchen wir noch ein bisschen Verpflegung für unser Nacht im Appartement.
Neben etwas frischem Gemüse kaufen wir vor allem Hummus, Auberginenmus, Schafskäsecreme und noch zwei andere Dips - lassen wir uns überraschen. Dazu Datteln, Nüsse und Oliven. Uns läuft jetzt schon das Wasser im Mund zusammen 🥰
Letzter Stopp, bevor dann Chillen am Toten Meer angesagt ist: der Mount Nebo. Wir besuchen die Gedächtniskirche, die bereits im 4. Jahrhundert in Gedenken an Moses gebaut wurde. Auch hier bekommen wir tolle Mosaike zu Gesicht.
Von hier blicken wir ins Jordantal, auf das Tote Meer sowie nach Palästina 🇵🇸 und Israel 🇮🇱 - der Blick auf das Gelobte Land, den Gott auch Moses zeigte, bevor er starb.
Ich freue mich übrigens über jede Korrektur, denn ich bin weder bibelkundig, noch kenne ich mich mit dem Koran aus 😜
Ich weiß nur eins, vor uns liegt ein wunderschöner Urlaub mit viel antiker Kultur, zauberhaften Landschaften, ganz viel Sonnenschein und schon in wenigen Minuten dem Toten Meer ☀️
