Wer in der Toskana Urlaub macht und keinen Wein mag, ist ein wenig Fehl am Platz. Ja, na klar, die Landschaft und das Essen sind auch gut 🤭
Wir machen uns auf den Weg zu einem der schönsten Weingüter in der Toskana, behauptet zumindest das Internet. Mark weiß leider die Quelle nicht mehr. Wir schauen mal, ob sie recht hat 👀
Allein der Weg dorthin lohnt sich schon, denn die Sonne steht noch recht tief und taucht die hügelige Landschaft in ein warmes Licht. Die Oliven und der Wein werden sanft angestrahlt und das Grün wirkt viel satter als in der Mittagshitze. Ja, die Temperaturen liegen um die 30 Grad 😅
Etwas später als geplant, wir wollten pünktlich um 10 Uhr da sein, erreichen wir das Weingut Avignonesi. Das Anwesen ist tatsächlich ganz schön, aber wir sehen wenig von den Weinbergen. 20 Euro wollen sie hier für 4 Probier-Schlückchen haben, das ist es uns nicht wert 🤷♂️
Und wenn es rein um die Schönheit geht, gefällt uns das Weingut Borgo Tre Rose viel besser 😊 Die kleinen Häuschen sehen sehr einladend aus und Mark würde am liebsten sofort in den Pool springen. Die Weine können wir leider nicht probieren, aufgrund von COVID-19 ist die Vinothek geschlossen. „Wir müssen Prioritäten setzen“, erzählt uns eine Mitarbeiterin. „Wir sind froh, dass immer wieder Reservierungen reinkommen, normalerweise sind wir den Sommer über ausgebucht. Aber dieses Jahr ist alles anders“, ergänzt sie.
Wir plaudern ein wenig über das Wetter - nicht, weil uns nichts besseres einfällt 😃 Uns interessiert, ob der angesagte Regen Auswirkungen auf den Wein und die Oliven hat. Die Frage ist gar nicht so einfach zu beantworten. Beim Wein kommt es auf die Lage an. Für die Winzer, die schon mit der Lese begonnen haben, wäre es fatal. Für alle anderen hieße es abwarten. Für die Oliven wiederum wäre es gut, denn so langsam macht ihnen die trockene Hitze zu schaffen 🙏 Die Weingüter können sich wirklich sehen lassen. Wenn wir könnten, würden wir an jedem kurz anhalten, wie bei Poliziano ☺️
Vielleicht hat sich der eine oder die andere von Euch gefragt, warum wir eigentlich einen so scheinbar straffen Zeitplan haben ... Ganz einfach, wir haben um 13 Uhr einen Tisch im besten Restaurant der Stadt bestellt. Für die beiden Abende, die wir noch da sind, ist das „Acquacheta“ schon ausgebucht 😥
Wir stellen also das Auto ab, fotografieren unsere Villa bei Tageslicht und laufen in die Stadt, die wie die Örtchen tags zuvor und auch Siena auf einem Hügel liegt.
Diese vielen Gassen und Bögen, diese dicken Mauern, die schmalen Häuser mit mindestens 2 oder 3 Stockwerken und dann noch diese Aussicht - Montepulciano ist wirklich sehenswert 😎 und noch dazu ein guter Ausgangspunkt, um das Zentrum der Toskana zu erkunden.
Wir genießen ein ausgiebiges Mittagessen mit Bruschetta al Pomodoro als Antipasti, als Primi Piatti Pici al Ragu’ di Cinghiale und Baccalà in crosta di patate als Secondi Piatti dazu als Contorni Parmigiana di Melanzane. Diesmal schaffen wir auch ein Dessert: 1x Vinsanto e Cantucci und 1x Ricotta fresca di Pecora con Cioccolato e Castagne 😋
Die Spezialität des Hauses ist eigentlich Bistecca alla Fiorentina, ein T-Bone-Steak mit Minimum 900 bis 1.500 Gramm. Wir sind ja schon Fleischesser, aber das ist uns einfach zu viel ... auch wenn es gut aussieht.
Hinterher drehen wir eine weitere Runde durch die Stadt, laufen bis zur Kirche San Biagio hinunter und dann wieder hinauf 😃
Gegen 17 Uhr sind wir mit Roberta zur Weinprobe verabredet. Sie ist die rechte Hand von Sandra, der Besitzerin, die leider die Unterkunft canceln musste. Die gute Nachricht ist: Ihr geht es wohl wieder etwas besser und nein, sie hat kein COVID-19 🙏
Sandra hat uns eingeladen, ihren Weinkeller zu besichtigen und ein paar Weine zusammen mit etwas Käse, Schinken und Salami aus der Toskana zu probieren. Und da sind wir nun, in der Cantina Crociani am südwestlichen Ende der Stadt.
Seit 1955 ist das Weingut im Besitz von Sandra’s Familie. Sie bewirtschaften in etwa 10 Hektar. Dazu kommen noch rund 800 Olivenbäume. Das Weingut liegt gut 1-1,5 Kilometer außerhalb der Stadt. Dort wird auch gekeltert und erfolgt die Abfüllung.
Gelagert wird der Wein aber im Weinkeller aus dem 13. Jahrhundert, den uns Roberta als erstes zeigt. Die 34 Eichenfässern umfassen je nach Größe 1.500 - 2.000 Liter.
Der Vino Nobile di Montepulciano, der sogenannte edle Wein für edle Leute, ist der erste, der die Auszeichnung DOCG trug. Auch er muss mindestens 2 Jahre im Eichenfass und dann noch mindestens 2 Monate in der Flasche lagern, der Riserva sogar 3 Jahre und 6 Monate.
Der Unterschied zum Brunello di Montalcino ist die Zusammensetzung der Trauben. War es dort 100 % Sangiovese, enthält der Nobile „nur“ Minimum 70 % Sangiovese bzw. Prugnole Gentile, wie die Traube rund um Montepulciano heißt. Die restlichen Trauben stammen zwar auch aus der Region, sind aber andere Sorten. Der Nobile di Crociano setzt sich wie folgt zusammen: 80 % Prugnole Gentile, 10 % Canaiolo Nero für die kräftige Farbe und 10 % Mammolo für die fruchtige Note.
Im Anschluss probieren wir verschiedene Weine und auch das Olivenöl. Wir starten mit einem Rossato: 100 % Sangiovese Trauben fermentieren 5-6 Stunden mit Schale, bevor sie dann wie ein Weißwein gekeltert werden. Zu Salami, Schinken und Käse folgen die Rotweine - von jung bis alt ist alles dabei, auch die beiden von Papa Arnaldo und Bruder Giorgio, der 2007 verstorben ist, sind dabei. Sandra hat noch keine eigene Kreation, zumindest nicht im Verkauf. Aber sie kommt, so viel verrät uns Roberta 😉
Schnell sind wir uns einig, von diesem Wein nehmen wir was mit. Liebe Gabi, lieber Roger auch Ihr könnt Euch über eine Kostprobe freuen. Schließlich verdanken wir Euch den Tipp.
Ein weiterer schöner Tag neigt sich dem Ende. Ob es im Süden der Toskana wohl auch so schön ist?