Wir sind auf dem Rückweg - und ja, gerade scheint die Sonne. Der ganze Tag war 1A. Wir haben tolle Menschen getroffen und mit ihnen einfach im Café gegessen und erzählt 😎 Aber spulen wir erst einmal noch ein paar Tage zurück.
Es ist Freitag, ich genieße meinen allmorgendlichen Kaffee im Bett und bestücke unseren Blog. Das Wetter ist nach wie vor ganz schön grau, so dass wir keine Eile haben. Zudem ist das Wasser gerade am Steigen, d.h. Flut, und Hochwasser erst um 14:56 Uhr in SPO. Vorher macht ein Spaziergang an der Wasserkante entlang demnach keinen Sinn, oder seht Ihr das anders? 🤪
Hier mal ein kleiner Exkurs zum Thema: Gezeiten, Ebbe, Flut, Hoch- und Niedrigwasser - für Anfänger versteht sich.
Alles beginnt damit, dass sich die Erde und der Mond anziehen. Das hat was mit Physik zu tun. Der Grund dafür: die Schwer- und Fliehkraft. Beide bewirken, dass sich der Meeresspiegel verändert - regelmäßig, 2x am Tag, alle 6 Stunden ⏳
Steigt der Meeresspiegel an, ist die Rede von „Flut“. Erreicht das Meer den höchsten Wasserstand ist „Hochwasser“ Zieht das Wasser sich zurück, d.h. sinkt der Meeresspiegel, ist „Ebbe“. Und hat das Meer den geringsten Wasserstand erreicht, ist „Niedrigwasser“. Tja, und dieser stetiger Wechsel, das sind die „Gezeiten“ - ganz einfach, oder? 🤣
Es ist wirklich ein Phänomen, welches sich gerade in St. Peter-Ording sehr gut beobachten darf. Auf dem Weg dorthin kaufen wir noch Käse in der Friesischen Bioland Schafskäserei, bevor wir im Fish & Chips for Family frühstücken. Es gibt diesmal Schollenfilets, Ofenkartoffel mit Nordseekrabben und einen Pharisäer ✌️
Eigentlich wollten wir ja nach Böhl, aber die Fischräucherei war einfach nicht einladend. Und wenn wir schon mal hier sind, erkunden wir den Strand erneut. Diesmal allerdings mit etwas mehr Wasser an der Kante 🙃🙂 und ab in die andere Richtung. Ihr erinnert Euch: Hochwasser ist um 14:56 Uhr. Wir starten gegen 14:20 Uhr.
Der Wind weht uns um die Ohren. Wir sind angezogen wie im dicksten Winter - 4 Lagen Klamotten am Leib und selbst ich behalte heute meine Schuhe an. Dennoch ist es wunderschön 😊
Wir lassen die Seebrücke links liegen und laufen, laufen, laufen ... Das Wasser hat seinen höchsten Stand erreicht und beginnt sich zurückzuziehen. Genau, die Ebbe setzt ein. Und damit wird der Strand gefühlt nicht nur breiter, sondern auch länger. Irgendwann setzen wir uns einen der Notfallphähle als Wendepunkt. Ihr lacht, aber tatsächlich hängt da ein Schild mit 🆘 Standort: 3,05
Wir hinterlassen Spuren im nassen Sand und genießen das Meeresrauschen. Lediglich an der Wasserkante ist hier und da ein anderes Päarchen unterwegs. Etwas voller wird es erst wieder an der Seebrücke. Klar, hier stehen die Strandkörbe und die Arche Noah lädt zum Verweilen ein. Aber alles in allem ist es im Vergleich zu Sonntag sehr überschaubar 👌
Wir beschließen über den Deich zurückzulaufen, da auf uns in Tönning noch ein Corona-Test wartet. Nicht nur wegen der 72-Regelung, sondern insbesondere weil wir am nächsten Tag nach Helgoland wollen.
Dort lassen wir dann auch den Abend ausklingen: Außengastronomie bei 11 Grad gar kein Problem, bestellen wir eben einen Hot Aperol für jeden 😂 Das Essen im Hafenblick ist super lecker. Es gibt Krabbensuppe, Speckscholle und Labskaus.
Ja, Ihr lest richtig. Wir wagen uns an das Seemannsgericht von dem es in einem Song von Rainald Grebe heißt: 🎶 „Labskaus ist ein Fischgericht, der Koch kennt den Inhalt, der Verbraucher nicht.“ Ob Fisch- oder Fleischgericht, darüber streiten sich scheinbar die Gemüter 🤔 Uns hat es jedenfalls geschmeckt.
Zurück in unserer Ferienwohnung genehmigen wir uns noch einen Absacker - Kümmel, Anis & Co. sind nicht so unseres, so dass wir einen Rum bevorzugen. Und dann ab ins Bett, denn Helgoland ruft, d.h. der Wecker klingelt um 7 Uhr 🙁
Und das tut er tatsächlich. Ich gebe zu, das Aufstehen fällt etwas schwer. Um 8:30 Uhr geht’s in Büsum auf die „Funny Girl“. Eine Stunde später starten wir. 300 anstatt 800 Personen mit Maske 😷
Die Überfahrt ist ruhig. Das Wetter - reden wir nicht mehr drüber. Gegen 12:30 Uhr legen wir mit dem Börteboot auf De Hallem, die Düne, dem heimlichen Juwel der Insel Helgoland an. Die Badedüne, liegt rund einen Kilometer neben der Hauptinsel, ist etwa 1.000 Meter lang und 700 Meter breit und ihr Name kommt nicht von ungefähr.
Im Gegensatz zu Helgoland gibt es hier feinsten Sandstrand. Schuld ist eine Sturmflut in der Neujahrsnacht des Jahres 1721, die die Insel und Düne - damals getrennt durch einen Wall aus Sand und Kreide - auseinanderriss.
Soviel unberührte Natur, einfach wunderschön. Einen der weltweit nur hier existierenden roten Feuersteine, von Kennern auch „rote Diamanten“ genannt, haben wir zwar nicht gefunden, dafür tummelten sich zahlreiche Kegelrobben am Strand. An ihnen konnten wir uns kaum satt sehen 🥰
Um noch etwas von Helgoland selbst zu sehen, sprinteten wir gut eine Stunde später wieder zur Dünenfähre und setzten über. Aufgrund der doch etwas sehr begrenzten Zeit nahmen wir den Lift zum Oberland und begaben uns schnurstracks zur „Langen Anna“, dem Wahrzeichen der Insel. Dabei handelt es sich um einen 47 Meter hohen majestätischen Brandungspfeiler im Nordwesten der Insel. Natürlich nicht, ohne das ein oder andere Foto zu machen. Denn der Blick von den Klippen ist super interessant und der Weg durch die Kleingartenkolonie total abwechslungsreich :-)
Wir beobachten die verschiedenen Seevogelarten, die es sich auf der Klippe und dem Lummenfelsen gemütlich gemacht haben, und das Plateau als ungestörte Brutstätte nutzen. In erster Linie faszinieren uns die Basstölpel, die auf ihren Nestern hocken und auf ihre Kücken warten. Sie fühlen sich hier zwar erst seit 1991 zu Hause, haben es aber mittlerweile auf 1.000 Paare geschafft.
Kein Vergleich zu den rund 3.000 Trottellummen, die sich davon nicht beeindrucken lassen. In wesentlich kleinerer Anzahl sind der Eissturmvogel und der Tordalk vertreten. Auch die Zahl der Dreizehenmöwe nimmt stetig ab.
Aufgrund der imposanten Steilküste, die 61 Meter aus dem Meer ragt, bewegen wir uns mal wieder über dem Meeresspiegel - das war in den letzten Tagen nicht immer der Fall. Auf dem Rückweg holen wir uns noch ein Fischbrötchen, was sonst 😉
Ach ja, ein wenig Gin, denn auf Helgoland dürfen wir Zollfrei einkaufen. Die Auswahl ist groß und es lohnt sich. Dann geht es zurück nach Büsum, wo wir den Abend bei einem Aperol und Gin Tonic ausklingen lassen - alles in allem ein gelungener Tag. Vom Wetter reden wir ja nicht. Wobei, strahlend blauen Himmel und Sonnenschein am Abend müssen wir ja nicht verschweigen ☀️
Und damit sind wir wieder am Anfang. Um 11 Uhr treffen wir uns mit Yvonne und Manuel im Café „Liebevoll hinterm Deich“ in Lehe. Die beiden haben wir in Nepal kennengelernt. Sie wohnen in Hamburg und wollten eh ans Meer. Zack, sitzen wir zusammen bei einem Wetter, wie wir es die ganze Woche nicht gesehen haben, in der Garten Lounge.
Ein Blick in die Karte und wir sind uns einig: 4x Deichfrühstück bitte 🙏 - und damit beginnt ein Café-Besuch, den weder wir noch die Bedienung so schnell vergessen werden. Denn aus unserem Wunsch wird nichts - Räucherlachs aus, Krabben aus, Matjes fast aus ... Deichfrühstück ade 👋
Okay, kann passieren, dann eben Dietmarscher Kohltorte. Kohl gibt es ja genug, denken wir ... auch die war aus. Es ist ein wenig der Wurm drin. Alle anderen Frühstücke lachen uns nicht wirklich an. Also gibt es Rührei mit einer Portion, ähm ... einem Matjes und zwei Stücken Kuchen.
Und da schön trinken immer eine Option ist, bestellen wir hinterher jeder noch einen Gin Tonic. Die Auswahl ist groß und siehe da, Nils kann unsere Wünsche erfüllen: 1x von Hallers aus Göttingen und 1x Kyrö aus Finnland, beide serviert mit Eis, Gurke und Fever Tree Mediterranean - genau das Richtige bei diesen sommerlichen Temperaturen mit Sonne satt 😅
3,5 Stunden später, ja, so ist das, wenn wir mit Menschen zusammen sind, die genauso gerne reisen wie wir, drehen wir eine kleine Runde am Deich entlang - oben drauf geht leider nicht. Danach fahren wir zu unserer nächsten Verabredung ins Café „Fünf Linden“ in Hemmingstedt. Hier treffen wir Liane und Otto. Die beiden kenne ich aus Schulzeiten.
Nein, wir sind nicht zusammen zur Schule gegangen. Otto war „Betreuer“, wie er dieses Wort hasst, auf den Ferienfreizeiten vom Schwimmverein. Viele Jahre ist es her, aber genauso viele unvergessliche Momente und Erinnerungen teilen wir. Ich sage nur Planwagenfahrt und Spinatsuppe 🤮
Wir genehmigen uns noch jeder ein Stück Rhabarber-Baiser-Kuchen. Mir wäre zwar eher nach etwas Herzhaftem, aber auch das haben sie hier leider nicht, zumindest nichts außer belegten Brötchen mit Käse oder Schinken 😕 So gibt es keinen Fisch zum Abschluss eines erholsamen Kurzurlaub an der eher rauen Nordsee. Was soll’s, schön war es trotzdem.
Jetzt geht’s nach Hause und in 8,5 Wochen dann hoffentlich nach Kroatien. Bitte drückt uns ganz fest die Daumen 🙏