Ja, Brasilien ist ein Flugland und ein Land mit verschiedenen Zeitzonen. Hatten wir in Rio de Janeiro noch 4 Stunden Zeitunterschied zu Deutschland, waren es in Manaus nun schon 6 Stunden. Endlich angekommen, nahm uns Erich in Empfang und brachte uns erst einmal ins Hotel.

Sicherlich hätte sich der eine oder andere gerne mal kurz aufs Ohr gelegt, aber das musste warten. Es ging gleich wieder los zum Mittagessen. Wer uns beobachtete, hätte meinen können, wir wären auf der Flucht, so rasch eilten wir durch die Straßen von der 2 Millionen Stadt Manaus. Doch dann wurde es gemütlich.

Im Restaurant Caixara wurden wir mit einem sehr, sehr feinen, regionalen 2- oder 3-Gänge-Menü verwöhnt - gute Wahl Erich, gute Wahl.

Gut gesättigt, besichtigten wir im Anschluss die Oper von Manaus - beeindruckend, wenn wir bedenken, dass kein Stein, kein Stück Stoff aus Brasilien stammt, sondern aufgrund des damaligen Reichtums der Stadt vieles aus Europa importiert wurde. Am Abend gab es für die, die wollten noch eine Aufführung des Symphonieorchesters mit Modern Dance.

Die Kulturbanausen unter uns bevorzugten ein kleines Schläfchen oder einen Gin Tonic, weil der Caipirinha nur so lala war. Ein weiterer langer Tag neigte sich dem Ende.

In den nächsten Tag starteten wir mit einem kleinen Spaziergang - diesmal ohne Hast und Eile - runter zum Hafen und auf die Märkte von Manaus. Die Vielfalt war überwältigend: Bananen, Limetten, Orangen, Ananas, Papaya, Maracuja - alles in Hülle und Fülle, dazu die buntesten Fische, große wie kleine.

Direkt gegenüber der Hafen, der Ausgangspunkt für die Schiffe, die den Rio Negro und/oder den Amazonas hoch und runter fahren. Ein kleiner Rundgang übers Deck bestückt mit Hängematten gab uns einen kleinen Einblick, was uns erwarten würde, wenn ... Aber wir bestiegen nur ein kleines Boot, was uns in den Regenwald bringen sollte.

Der Amazonas, der Teil des Flusses, wo die Wasserhochzeit von Rio Negro und Rio Solimoes vollzogen wird, ist an manchen Stellen so breit, dass die Ufer kaum zu sehen sind.

Die Wasserhochzeit ein Phänomen: Über 20 km vermischt sich das schwarze Wasser des Rio Negro langsam mit dem schlammigen Wasser des Rio Solimoes - es entstehen die verschiedenste Formen.

Natur pur erwartete uns dann nach dem Mittagessen auf einem der schwimmenden Restaurants und dem Besuch eines Indianerdorfes in der Nähe der Trapiche Ecolodge. Floriwal und Dona Dora empfingen uns mit einer Herzlichkeit ihresgleichen. Über Jahre haben sie zusammen mit ihren Söhnen die Lodge aufgebaut.

Das Besonders, die vielen kleinen Details: Holzschnitzereien zeigen uns die Artenvielfalt des Dschungels, die Werkzeuge dafür hat Floriwal mal von einem Franzosen geschenkt bekommen. Dann bezogen wir unsere "Zimmer" - schlicht, aber gemütlich mit eigener Dusche und Toilette, Luxus, wenn wir bedenken, rundherum ist purer Regenwald.

Damit wir auch ein wenig Wissen über das hiesige Ökosystem mit nach Hause nehmen, wurde das Restaurant schnell mal zum Klassenzimmer umfunktioniert, der Beamer aufgebaut und die PowerPoint-Präsentation gestartet. Wahnsinn, was Erich alles weiß, wen er kennt und an welchen Filmen er schon mitgewirkt hat.

Nach dem wirklich sehr, sehr leckerem Abendessen mit einer mächtigen Geburtstagstorte für Martin zum Dessert ging es dann mit Taschenlampen bewaffnet aufs Boot raus zu den Kaimanen. Floriwal zeigte beim Fang ganzen Einsatz, nur um uns einen kleinen, ca. 75 cm langen Kaiman aus der Nähe zeigen zu können - faszinierend.

Nachdem die einen ins Bett, die anderen in die Hängematten gekrochen waren, legte sich die Stille des Regenwaldes über die Lodge. Begleitet von einem Unken hier und einem Zirpen dort.

Gut ausgeschlafen starteten wir in den Tag. Zuerst besuchten wir eine Familie, die uns zeigte, wie Maniok verarbeitet wird. Für alle gab es frisch gebackenen Maniokfladen zu probieren und dazu einen Maracujasaft.

Nach einer Runde durch den Kräutergarten machten wir uns wieder auf den Weg zu unserem nächsten Highlight, dem Schwimmen mit den Botos Vermelhos, den rosa Flussdelfinen. Die waren so neugierig, dass sie uns immer wieder stupsten und wir ihnen so, begleitet von zahlreichen Uis, Ahs und Ohs, ganz nah kommen konnten. Sie waren samtig weich, hatten aber auch ganz schön Kraft. Es war ein einmaliges Erlebnis.

Zurück in der Lodge gab es ein sehr leckeres Mittagessen mit Maracuja-Mousse zum Nachtisch - das war so lecker, dass Viola, die in unseren Augen richtig gut portugiesisch spricht, erst einmal nach dem Rezept fragte.

Wen es interessiert: Benötigt werden 400g gesüßte Kondensmilch, 200g Schlagsahne und 200g Maracuja Fruchtfleisch. Zuerst die Maracuja in den Mixer geben, die gewonnene Masse durch ein Sieb streichen, um die restlichen Kerne zu entfernen, dann die gesüßte Kondensmilch und die Sahne hinzugeben und alles zusammen ca. 10 Minuten im Mixer aufschlagen. Die fertige Masse in eine Auflaufform oder Schale geben und kühl stellen. Mit Sahne und frischer Maracuja garnieren - fertig.

Nach einer kurzen Siesta ging es dann weiter zum Piranha angeln. Gar nicht so einfach, wie wir schnell feststellten. Denn diese kleinen Monster sind schlau. Sie fressen das Fleisch gekonnt vom Haken ...

Ganze sechs Stück, gefangen von 10 Leuten, waren dann doch zu gierig und landeten in der Suppe bzw. auf dem Grill. Eine wirklich magere Ausbeute, so dass wir diesen Programmpunkt zukünftig wohl eher als Piranha füttern anstatt angeln bezeichnen würden! 😉

Am Abend unterhielt uns Erich mit seinem Wissen über die Indianer und Goldgräber im Amazonas. Bei Bier und Caipirinha schauten wir einen Film nach dem nächsten bis es Zeit war ins Bett zu gehen.

Begleitet von einem kräftigen Regenschauer begann der neue Tag, so dass wir den geplanten Waldspaziergang direkt nach dem Frühstück ein wenig nach hinten verschieben mussten. Da es nicht wirklich aufhörte, liefen wir dann doch los und waren bald nass bis auf die Unterhose - zumindest die, die nur mit Regenjacke anstatt Poncho unterwegs waren.

Für die einen gehörte das zum Abenteuer, für die anderen hätte es nicht sein müssen. Wir hätten gerne darauf verzichtet, denn neben unseren Wanderschuhen waren auch unsere Reisepässe pitschepatsche nass - ja, selbst Schuld, wenn man diese in der Kameratasche mit sich führt. Glücklicherweise hatten Sabine und Susanne einen Fön dabei! 😉

Später hörte es dann doch noch auf zu regnen. Aber da war es bereits Zeit aufzubrechen, zurück nach Manaus über einen Seitenarm des Rio Negro. Die Fahrt mit dem Boot besänftigte uns dann doch etwas, denn endlich sahen wir die Vögel des Amazonas in Hülle und Fülle – leider hatte unser Teleobjektiv etwas gelitten, so dass wir das im Kopf abgespeichert haben ...

Als unser Boot dann aber einer kleinen Invasion von Kapuzineräffchen auf Futtersuche standhalten musste, hatten wir wieder ein Lächeln auf den Lippen. Am Abend ging es nochmals gemeinsam zum Essen und am nächsten Morgen weiter nach Bahia.