Wir haben zwar schon Vanille gekauft, aber was ist das Besondere daran? Warum gehört sie zu edelsten Gewürzen der Welt und woher stammt der Name „Bourbon” Vanille? Dem gehen wir auf den Grund 🧐
Bevor es zu einer der Plantagen geht, stoppen wir noch an der Chapelle bzw. dem Temple du Front de Mer. Der kleine, nette Hindutempel ist eingebettet ins Grüne und liegt mitten am Meer. Außer uns ist niemand da, dabei lohnt sich der Abstecher 😇
Wieder einmal ist das Klima Grund dafür, dass La Réunion zusammen mit anderen Inseln im Indischen Ozean wie beispielsweise Madagaskar 🇲🇬 bestens geeignet zum Anbau von Vanille ist.
In den 1930er Jahren produzierte La Réunion, früher „Bourbon“ genannt, mit 1.200 Tonnen rund ¾ der Weltproduktion. Als Hommage an ihren Herkunftsort wird aus der Vanille die „Bourbon Vanille“ 👌
Der Anbau der Orchidee, die ihren Ursprung in Mexiko 🇲🇽 hat, reicht in das Jahr 1841 zurück, als ein junger Sklave namens Edmond Albius die Technik der manuellen Bestäubung der Vanilleblüten entdeckte - ohne diese gäbe es keine Vanille auf La Réunion 😱
Es gibt im Wesentlichen zwei Arten für den Anbau von Vanille: Unter einem schattenspendenden Dach wie wir es auf der Plantage Domaine du Grand Hazier in Sainte Suzanne sehen oder im Unterholz, wie bei der Vanilla Plantation Roulof in Saint André oder Blue Escale in Le Tremblet. Die Bäume dienen den langen Lianen als Stütze 🌱
Die Befruchtung der Blüte erfolgt mittels eines kleinen Stäbchens. Das ist nur am möglich, wenn sich die Blüte für einen Vormittag öffnet und erfordert Geduld. Es gilt die männlichen und weiblichen Organe einer Blüte miteinander in Berührung zu bringen, damit sich grüne Schoten bilden, die ungefähr 9 Monate reifen 😎
Wenn die Schoten beginnen sich unten leicht gelb zu verfärben, sind sie reif. Bevor sie sich spalten, ist es Zeit für die Ernte und die Gewinnung des köstlichen Aromas. Das ist ein langwieriger Prozess und der Grund, warum das Gewürz so kostbar ist 🥰
Zuerst werden die Schoten mit 65 Grad heißem Wasser für 3 Minuten überbrüht, dann 48 Stunden blanchiert und anschließend 24 Stunden fermentiert. Dabei wechseln sie die Farbe von grün zu braun. Auch das anschließende Trocknen erfolgt in 2 Stufen: Erst 2-3 Wochen in der Sonne, dann 2-3 Monate im Schatten, um die Fermentierung zu stoppen. Ja, Ihr lest richtig, es braucht Monate. Genauso wie die anschließende Lagerung in luftdichten Behältern. Nur so entfaltet sich das komplette Aroma in den Schoten - wie bei einem guten Wein. 180 verschiedene Komponenten brauchen Zeit zusammenzuwachsen 🙃🙂
Der Preis richtet sich nach Größe und Gewicht - je nach Qualität kosten 20 g bis zu 26 Euro, wir reden von 4-5 Schoten. Schließlich ist alles Handarbeit. Denn gleich zu Beginn werden Schoten, die kleiner als 15 cm, verkrüppelt oder gespalten sind, aussortiert. Nicht um sie wegzuwerfen, nein, dafür sind sie viel zu wertvoll. Sie aromatisieren später Zucker, Rhum etc. Alle anderen werden später Stück für Stück gemessen und zu sogenannten Bundles zusammengefasst. So halten sie am längsten - schützen sich quasi gegenseitig 😊
Was machen die Réunionaisen mit Vanille außer Rhum Arrangé? Hier zwei leckere Rezeptideen für Canard à la Vanille und Patate Douce - Süßkartoffelkuchen.
Und was steht sonst noch auf dem Programm? Nicht viel 😃 Wir bestaunen einen weiteren Wasserfall namens Niagara sowie zwei hinduistische Tempel und machen auch noch einen kleinen Abstecher zur Destillerie Savanna sowie zum Phare de Bel-Air, dem Leuchtturm von Sainte Suzanne.
Unterwegs sehen wir einen Baum voller Litschis. Leider hinter einem Zaun 😢 Aber wie das Zufall es so will, kommt gerade die Besitzerin um die Ecke. Sie wundert sich kurz und lädt mich dann ein, die tollen, noch nicht ganz reifen Früchte zu fotografieren. Erst dachte ich ja, sie schenkt mir jetzt welche 🤣
Zurück in Saint Denis gibt es erstmal ein Eis, bevor wir bei Chez Pépé Dofé vorzüglich zu Abend essen. Der Koch ist zwar etwas verwirrt, als wir gegen 17:30 Uhr auf der Matte stehen, hatte dann aber seinen Spaß mit den nicht französisch sprechenden Touristen 😂
Der Rhum Planteur lockert die Stimmung: 1x mit Jamblon, einem Myrtengewächs, die Früchte sehen aus wie dunkle Weintrauben und 1x mit Jaboticaba, den schwarzen Früchten der Baumkirsche - beide sehr lecker 😋
Zu essen gibt es Carry Poulet de la Vanille und Civet Zourite, Curry mit Oktupus, was wie wir hier erstmalig sehen und genießen, denn es ist sehr gut. Überhaupt ist das kleine, unscheinbare Restaurant sehr zu empfehlen. Die Karte wechselt je nach Saison und alles wird frisch zubereitet.
Uns war es ein Vergnügen und dem Koch letztendlich auch. Zum Abschluss kredenzt er uns noch eine Rhum Arrangé Coco-Vanille. Leicht beschwipst schlendern wir nach Hause. Was für ein schöner vorletzter Urlaubstag 🤪