Es gibt immer diesen einen Tag, wo wir früh aufstehen. Der Wecker klingelt um 6 Uhr. Für den Sonnenaufgang ist das schon zu spät. Unser Ziel ist der Anse Source d'Argent, der zumindest bei Flut nur über das Gelände der L’Union Estate Farm erreichbar ist.
Der Vorteil um diese Uhrzeit: Es ist angenehm frisch. Die Sonne ist zwar schon aufgegangen, muss sich aber erst einmal ihren Weg über den Berg bahnen. Wie gut, dass wir immer noch unserer Fahrräder haben. Morgens 3,2 Kilometer laufen, wäre sicherlich machbar, aber nachmittags/ abends in der Sonne zurück - puh 🥵
Wir überqueren die Kokosplantage, radeln am Friedhof aus der Kolonialzeit, den Schildkröten - im leider sehr kleinen Gehege - sowie an der Vanilleplantage vorbei. Bis zur Brücke führt der offizielle Weg. Dort heißt es Fahrräder abschließen und laufen 🩴
Das Ganze kostet übrigens pro Person 150 Seychellen Rupies, ist aber schon auf den ersten Blick sein Geld wert. Die aus dem Wasser herausragenden Granitfelsen begrüßen uns im schimmernden Morgenlicht. Die einen hat die Sonne schon wachgekitzelt, die anderen schlafen noch 😴
Wir suchen uns ein schattiges Plätzchen und hoffen, dass das Wasser trotz Flut nicht noch weiter steigt. Einen halben Meter Luft haben wir ungefähr … 🤣
Ich will mich ja jetzt nicht beschweren, aber es ist schon noch ein bisschen frisch. Gut, dass wir noch Decke dabei haben. Ich kuschel mich ein und hole ein bisschen Schlaf nach - it’s bubu time 😉
Der Weg ist beeindruckend, vor allem jetzt, wo die mächtigen und eindrucksvollen Felsformationen komplett zum Leben erwacht sind. Auch ich laufe einmal komplett zurück zum Anfang des gut einen Kilometer langen, schmalen Strandes.
Es ist einfach faszinierend, diese Kombination aus Millionen Jahre alten Granitfelsen, die grünen Palmen, Takamaka-Bäume und dickfleischigen Mangroven, der blaue Himmel und die weißen Wolken. Das alles verschmilzt zu einem wunderschönen, einzigartigen Gemälde der Seychellen 😊
Dazu kommen diese herzlichen, sehr offenen Menschen. Sie begrüßen Dich stets mit einem Lächeln. Wollen immer wissen, wie es Dir geht und wenn Du Fragen oder Wünsche hast, sind sie da. So wie der Koch im Old Pier Café. Als er uns unser Essen bringt, bittet er uns um unsere ehrliche Meinung.
Und das Essen ist wirklich gut. Die 4,3 auf Google können wir nur bestätigen. Insbesondere die Pizza Reef mit geräucherten Fisch hat es uns angetan. Schade, dass dieses Restaurant nur mittags Gäste begrüßt 🙂🙃
Wir drehen noch eine Runde über die Farm. Radeln an Kühen vorbei, Feldern mit Kürbissen, Gewächshäusern mit Tomaten, einer Plantage mit Bananen sowie Papayas und zum Schluss der Vanille, die wie auf La Réunion 🇷🇪 per Hand befruchtet wird.
Zurück am Strand haben die Felsen erneut ihre Farbe gewechselt - wie ein Chamäleon. Es ist dieses Naturschauspiel, dass dieses Archipel so unbeschreiblich macht. So viele Komponenten, besser gesagt Variablen, die Einfluss nehmen: die Tageszeit, der Stand der Sonne, die Gezeiten - es ist fast etwas surreal 😲
Das Wasser hat sich soweit zurückgezogen, dass wir noch eine weitere Bucht mit kleinen Sandbuchten zwischen den hoch aufragenden Granitfelsen erkunden können. Das Ganze erinnert mich an eine sehr schöne Lebensweisheit: „Die einzig Beständige ist die Veränderung.“
Wenn Ihr jetzt glaubt, das war es, muss ich Euch leider enttäuschen. Eine Tageszeit fehlt noch. Wenn die Sonne beginnt, lange Schatten zu werfen. Wenn sich der Strand längst geleert hat. Genau dann taucht sie die Felsen, Palmen und Takamakabäume in ein goldenes Licht - atemberaubend schön 🥰
Leider schließt der Park um 18 Uhr, so dass wir uns ein anderes Plätzchen für den Sonnenuntergang suchen. Wir genießen das Farbenspiel, dass erst beginnt, wenn die Sonne bereits im Meer versunken ist 🫠
Wir nutzen die Tage voll und ganz aus. Besuchen so wie wir sind, in Strandklamotten, mit Salz auf der Haut und Sand in den Haaren, das Restaurant Le Repaire. Es kombiniert die italienische mit den Aromen der creolisch-indischen Küche - fabelhaft 😎
Wir entscheiden uns für Oktopus Carpaccio, Tagliatelle mit Ragù vom Fisch, Risotto mit Riesengarnelen und eine Semifreddo mit Maracuja - alles ein Gedicht 😋
Im Dunkeln radeln wir dann nach Hause. Diesmal haben wir auch eine Stirnlampe dabei - gute Vorbereitung ist doch alles 🤪
Ps: Der Anse Source d'Argent gilt als einer der meist fotografiertesten Strände der Welt. Filme wie „Emanuelle”, „Crusoe”, „Castaway” und der berühmte „Bacardi”-Spot aus den 1990ern wurden hier gedreht.