Wer die berühmte Felsenstadt Petra besichtigen möchte, sollte früh aufstehen. Wir tun es und sind um 7 Uhr am Visitor Center.

Seien wir ehrlich, so viel ist noch nicht los. Genau das war der Plan 😃 Nur ein paar wenige Gruppen machen sich mit uns auf den Weg in die mehr als 2.000 Jahre alte Felsenstadt Petra, die seit 1985 zum UNESCO Weltkulturerbe und seit 2007 zu den sieben Weltwundern gehört.

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Wer jetzt denkt, wir sind sofort da, der täuscht sich. Der Schauplatz von Filmen wie „Indiana Jones und der letzte Kreuzzug“ oder „Transformers, die Rache“ liegt noch etwa 2,1 Kilometer entfernt 🥾

Aber genau dieser Gang durch den Siq, die 1,2 Kilometer lange, teilweise nur 3 Meter schmale Schlucht, ist es, was Petra so legendär macht. Die bis zu 100 Meter hohen Felswände ändern mit jedem Schritt ihre Farbgebung - je nach Lichteinfall. Es herrscht eine unbeschreibliche, irgendwie ehrfurchtsvolle Atmosphäre 🙃🙂

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Das müsst Ihr Euch mal vorstellen. Vor über 2.000 Jahren beschloss das Volk der Nabatäer, ein arabischer Nomadenstamm, im Wadi Musa Petra als Hauptstadt ihres Reiches zu erbauen. Im sogenannten „Tal des Moses“ erschufen sie aus roten Sandstein eine Handelsmetropole für Weihrauch, Myrrhe, Gewürze und andere Güter.

Das Wasser, welches Grundlage allen Lebens in der Wüste ist, wurde aus dem Ain Musa, der sogenannten "Mosesquelle”, einige Kilometer östlich der Stadt über in Stein gehauene Wasserkanäle in die Stadt geführt. Die Nabatäer waren schon damals Meister der Hydrotechnik.

Fast 3 Jahrhunderte beherrschten die Nabatäer die Oase in der Wüste, deren Namen zur damaligen Zeit nicht wirklich geklärt ist. Dann kamen die Römer, die zum Teil die Handelsrouten verlegten, und 363 nach Christus zerstörte ein gewaltiges Erdbeben die Stadt. Petra geriet in Vergessenheit.

Voller Erwartung nähern wir uns dem Schatzhaus und es ist wirklich ein großartiges Erlebnis: der erste Blick auf die gut 40 Meter hohe Fassade des sogenannten „Khazneh al-Fira'un“ oder kurz „Al-Khazneh“.

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Wir haben das Glück, dass wir sowohl den Siq als auch das Schatzhaus ohne wirklich große Menschenmengen erleben. Kein Wunder, es ist gerade mal 8 Uhr 🕗 Ganz allein sind wir dennoch nicht. 

Bei den Beduinen herrscht schon reges Treiben. Sie hoffen, dass der ein oder andere Tourist zu faul zum Laufen ist und sich auf einen Esel, Pferd oder ein Kamel schwingt, um die Stadt zu erkunden 🤨

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Den Namen verdankt das Schatzhaus übrigens den Beduinen. Sie vermuteten einen Schatz im Inneren und beschossen es deswegen sogar. Tatsächlich handelt es sich aber um eine Grabstätte der Nabatäer, geschätzt aus dem 1. Jahrhundert. Da bei den Ausgrabungen menschliche Skelette gefunden wurden, ist anzunehmen, dass hier einst die königlichen Familien beigesetzt wurden.

Wir machen erstmal eine kleine Pause und lassen das Ganze auf uns wirken. Die Wanderung durch das Dana Biosphärenreservat steckt mir doch mehr in den Knochen als gedacht - Herr Muskelkater lässt grüßen - und Mark kämpft mit einer angehenden Erkältung 🤧 

Zum Glück ist es recht bewölkt. Auch wenn wir uns blauen Himmel gewünscht hätten, passt das doch ganz gut. Wir laufen weiter durch das Tal entlang der sogenannten Fassadenstraße bis zum Theater.

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WoW 😲 Das Theater ist gewaltig. Wir lauschen der Beschreibung … Mehr als 4.000 Menschen fanden zu Zeiten der Nabatäer in den 45 Reihen Platz. Die Römer vergrößerten es so gar noch. Es ist wirklich beeindruckend und weltweit das einzige Amphitheater, welches komplett in Stein gehauen ist.

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Wir biegen nach links ab und sind kurze Zeit später auf der Säulenstraße, eine der Haupteinkaufsstraßen im früheren Petra. Die Straße selbst wurde wohl von den Römern erneuert. Vielleicht um den großen Tempelkomplex und den Haupttempel „Qasr al-Bint“ noch besser in Szene zu setzen 🤔

Für heute sind wir am Ende der Stadt angekommen, was insgesamt auch schon 4 Kilometer waren. Den Weg zum Kloster, arabisch Ad-Deir, erklimmen wir erst morgen. Denn der sogenannte Monastery oder Ad-Deir Trail hat es mit seinen über 800 Stufen in sich 🤪

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Wir drehen also um und suchen uns ein schönes Plätzchen zum Frühstücken. Es gibt wie immer Fladen, Auberginen- und Kidneybohnenmus dazu Gemüse und natürlich was Süßes - Datteln mit Halva gefüllt, echt lecker 😋

Nach einem kurzen Abstecher zur Blauen Kapelle und einer byzantinischen Kirche aus dem 5. Jahrhundert besichtigen wir noch die Königsgräber und bestaunen die detailreichen Fassaden. In einige Gewölbe und Hallen können wir hineingehen. Besonders faszinierend sind die verschiedenfarbigen Gesteine 🥰

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Zudem ist die Aussicht von hier oben fantastisch, insbesondere wenn sich die Sonne so ab und an durch die Wolken gekämpft hat ⛅️ Bis Petra UNESCO Weltkulturerbe wurde, waren die Höhlen übrigens das Winterquartier vieler Beduinen, die im Sommer in Zelten lebten. Zu Zeiten der Nabatäer wurden in den prächtig verzierten Höhlen die Verstorbenen bestattet, weswegen Petra auch als „Nekropolis“, Stadt der Toten, bezeichnet wird.

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Gegen frühen Nachmittag machen wir uns auf den Rückweg und treffen auf die vielen Tagestouristen. Wenn ich mir vorstelle, jetzt anzukommen, weiß ich, wofür ich früh aufgestanden bin 🙏

Der Nachmittag ist unspektakulär. Zur Belohnung des Tages gibt es ein Eis im Mövenpick Hotel. Anschließend kurieren wir uns aus und gehen später lecker essen. Wir sind zwar fast allein im Restaurant, aber Hauptsache es schmeckt. Und das tut es. 

Wir starten mit Falafel und Linsensuppe. Und dann gibt es das traditionelle Mansaf, ein Lammgericht mit fermentierter Joghurtsauce aus Ziegenmilch. Mark probiert Kofta, eine Lammfrikadelle in Tomatensauce, und bestellt zum Abschluss noch Baklava. Ich versuche Kanafeh, eine Nachspeise aus Käse, der mit einem Teig namens Kadayif sowie Butter, Sirup und Pistazien überbacken ist - alles super lecker 😋 

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Es ist schon wieder Nachmittag und wir haben über 22.000 Schritte hinter uns. Bei strahlendem Sonnenschein ☀️ wartete Petra heute erneut auf uns. Wir machen uns los und sind sogar schon eine halbe Stunde früher am Eingang. 

Und es ist tatsächlich wie erwartet, die Schlucht und das Schatzhaus wirken ganz anders. Zudem ist noch weniger los als gestern, so dass Mark beschließt, das Angebot eines Einheimischen anzunehmen, ihm den Weg zu einer erhöhten Plattform zu zeigen. Natürlich gegen einen kleinen Obolus 🙈

Mark klettert also einen Trampelpfad auf etwa 20 Meter hoch. Ich warte derweil unten. Der Weg dauert keine zwei Minuten und wäre auch nicht zu verfehlen gewesen. Oben liegen sogar Teppiche aus 😉 Aber viel wichtiger, der Blick auf das weltberühmte Schatzhaus war auf jeden Fall die 5 JOD wert - 1 JOD entspricht rund 1,28 Euro, Stand 24. April 2023.

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Kleiner Nachtrag zur Geschichte: Petra wurde erst 1812 von dem Schweizer Johann Ludwig Burckkhardt wieder entdeckt. Und das eher zufällig. Er war als Scheich verkleidet unterwegs nach Ägypten und hörte allerlei Mythen und Legenden über eine prachtvolle Felsenstadt. Das Ganze beschäftigte ihn so sehr, dass er sich schließlich unter einem Vorwand nach Petra führen ließ und so die Felsenstadt der Nabatäer entdeckte.

Bei strahlend blauem Himmel erklimmen wir erneut die Stufen des Großen Tempels, eine der wichtigsten archäologischen Stätten in Petra. Zur Geschichte selbst kann ich Euch nicht wirklich viel sagen, aber das Gelände misst über 7.000 Quadratmeter. Allein die bis zu 15 Meter hohen, zum Teil aufwendig verzierten Säulen lassen erahnen, dass es sich um ein repräsentatives, königliches Areal handeln muss 😇

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Den Nabatäer ist es hervorragend gelungen, Elemente aus der griechisch-römischen sowie östlichen Baukunst zu vereinen - wirklich bewundernswert 🤓 Der Haupttempel, der sogenannte „Qasr al-Bint“, steht 23 Meter hoch auf einem Podest. 

Den Erzählungen nach war er dem nabatäischen Hauptgott Dushara gewidmet. Dennoch waren es die Beduinen, die dem Ganzen den Namen „Qasr al-Bint“ gaben, was übersetzt so viel wie Mädchenschloss heißt.

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Wir machen eine Trinkpause und wagen uns dann auf den Monastery oder Ad-Deir Trail. Über 800 Stufen warten auf uns, um 1,6 Kilometer und 200 Höhenmeter zurückzulegen.

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Die Sonne brennt, doch die vielen Tee- und Souvenirstände, die gefühlt alle die gleichen Produkte verkaufen, spenden oftmals Schatten. Dennoch ist eine Kopfbedeckung empfehlenswert. 

Wer keine dabei hat, kann sich gleich das typische weiß-rot karierte Kopftuch, die sogenannte Ghutra kaufen. Ganz wichtig: Nicht zu verwechseln mit der schwarz-weißen Kufiya, die auch als Palästinensertuch bekannt ist. 

Schritt für Schritt nähern wir uns dem Ziel. Und da ich beschlossen habe, meinem Muskelkater einfach keinerlei Beachtung zu schenken, sind wir mit einem kleinen Abstecher zum Lion Tempel und einigen Fotostopps, um die Aussicht zu genießen, in einer knappen Stunde am Ziel.

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Auch wenn einige gefühlt im Sonntagsausgehdress und Ballerinas hochlaufen, empfehlen wir festes Schuhwerk. Denn zum Teil sind die Stufen nicht nur steil, sondern auch regelrecht glatt geschliffen von den vielen Pilgern 😎

Noch einmal treppab und schon liegt das Ad-Deir zu unserer Rechten. Es ist wirklich beeindruckend und tatsächlich größer als das Schatzhaus. Das nehmen wir im ersten Moment gar nicht so wahr. Doch im Gegensatz zum Schatzhaus steht es mehr oder minder inmitten unberührter Natur, vom Restaurant mit seinen vielen Tischen und Bänken einmal abgesehen 😄

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Wahnsinn, wie viel Fels abgetragen werden musste, um das Kloster, das größte Bauwerk in Petra, in seiner ganzen Pracht in Stein zu meißeln. Laut Beschreibung befinden sich im Inneren zwei Bänke, ein Altar und viele eingeritzte Kreuze. Sehen tun wir das nicht, betreten verboten 🚫 

Bevor wir uns von der kleinen Wanderung erholen, erkunden wir die nähere Umgebung. Genau genommen sind es die Aussichtspunkte, die uns magisch anziehen.  

Wir genießen den Blick über die Gebirgslandschaft Jordaniens, die uns sehr an den Oman erinnert. Die zerklüfteten Schluchten sind atemberaubend 😍 Das Wetter ist so gut, dass wir bis ins Wadi Araba blicken.

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Es ist 10:30 Uhr, Zeit auf einem verlassenen Felsplateau zu frühstücken. Zur Feier des Tages gibt es Fladen mit Hummus, frischer Avocado, roter Zwiebel und  Zitrone. Ja, Ihr lest richtig, die Fladen begleiten uns immer noch und sie sind frisch wie am ersten Tag 😂

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Da wir Zeit haben, setzen wir uns auf einen der Felsen in die Sonne ☀️ und beobachten, wie sich die Farben des Klosters mit der Zeit verändern. Es ist wirklich beeindruckend.

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Wenn Ihr in der Felsenstadt Petra jedes Bauwerk mit Sonne erleben wollt, braucht Ihr mindestens 3 Tage. Denn alles miteinander zu verbinden, ist eine wahre Herausforderung, so unterschiedlich sind die Zeiten 🫢 

Gegen 13 Uhr machen wir uns auf den Rückweg. Ja, es geht den gleichen Weg zurück, die gleichen über 800 Stufen runter 😅 Das Schöne daran ist, dass wir die Sonne wieder im Rücken haben. D.h. der ein oder andere Blick ins Tal lohnt sich mehr als auf dem Hinweg und wird natürlich festgehalten.

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Ups … wir sind schon wieder unten. Das ging ja ratzfatz - ohne Pferd und ohne Esel. Die Tiere können einem echt leid tun. Sie müssen so manches Schwergewicht (er)tragen 😢 

Wir biegen in die Säulenstraße ab, fotografieren den Durchgang inmitten des Tempelkomplexes erneut. Von der Seite sind die Säulen nämlich rund statt eckig.

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Und dann verschlägt es uns die Sprache … was für ein Anblick! Die vier in das Felsmassiv Jabal al-Khubtha geschlagenen Königsgräber werden von der Sonne angestrahlt werden. So wirken sie gleich noch majestätischer 🥰

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Das war sie, die Felsenstadt Petra. Wir werfen einen letzten Blick aufs Schatzhaus und kämpfen uns durch die Massen zurück durch die Schlucht. So viele Eindrücke, die wir in 15 Stunden mit über 40.000 Schritten auf fast 30 Kilometer und ungefähr 98 Stockwerken laut iPhone Health App gesammelt haben. 1 Stockwerk entspricht circa 3 Metern, d.h. 16 Treppenstufen …

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Davon werden wir sicherlich noch eine ganze Zeit lang sprechen. Wie gut, dass unser Hotel keine 500 Meter vom Eingang entfernt lag und wir ein weiteres gutes Restaurant in der Nähe hatten. 

Im Jordan Heart stärkten wir uns mit Hummus und Tabbuleh - und es schmeckt jedes Mal anders. Genauso wie das Mansaf, jeder Koch hat dafür sein eigenes Rezept. Wir probierten noch Bukhari Dajaj, ein aromatisches Reisgericht. Zum Abschluss gab es, wie es sich gehört, einen Schwarzen Tee mit Minze und Kardamom 😋

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Gut gesättigt sagen wir jetzt aber erstmal gute Nacht 😴 Endlich ist ausschlafen angesagt.