Was empfiehlt Google, wenn es auf São Miguel schon am Morgen nach Regen aussieht? Besuche eine Tee- und Ananasplantage - nun gut 😊
Wenn sich alle einig sind, machen wir das und besuchen die Teeplantage Gorreana. Das Besondere: São Miguel ist nicht nur die einzige Insel der Azoren, sondern auch der einzigste Ort in Europa, wo Tee angebaut wird.
Angefangen hat alles um 1820, als Jacinto Leite die erste Plantage aufbaute. Die Samen für die Teepflanzen brachte er aus Rio de Janeiro mit. Die Teefabrik Gorreana gründete die Familie Gago da Câmara rund 60 Jahre später 🌱
Im Gegensatz zu den 1950er Jahren, wo rund 300 Hektar von mehr als 14 Teefabriken bewirtschaftet wurden, sind es heute noch 45 Hektar. Gorreana verkauft 75 Prozent der Produktion in der Region, d.h. gerade mal 10 Tonnen werden exportiert.
Der Tee ist frei von Fungiziden, Herbiziden und Pestiziden und zeichnet sich durch ein starkes Aroma aus, egal ob er aus dem ersten - „Orange Pekoe“ - oder dem dritten Blatt - „Broken Leaf“ - entsteht.
Der Herstellungsprozess unterscheidet sich nicht weiter von anderen Teeplantagen der Welt, lediglich zwischen schwarzem und grünem Tee gibt es Unterschiede. Für den schwarzen Tee startet die Produktion mit dem Trocknungsprozess, für den grünen Tee werden die Blätter zuerst mit Wasserdampf sterilisiert.
Natürlich regnet es nicht, während wir durch die kleine Fabrik laufen, sondern erst auf unserer Wanderung rund um die Plantage. Und diesmal dauert es auch etwas länger. Unsere Ponchos bewahren uns zwar vor dem Schlimmsten, dennoch müssen unsere Hosenbeine und Schuhe im Anschluss erst einmal trocknen.
In Ribeira dos Caldeirões gibt es zwei weitere Wasserfälle, nicht ganz so große wie der Salto do Prego, dafür eingebettet in ein wunderschönes Bachtal.
Sie speisen zum Teil die Wassermühle auf dem Picknickplatz, wo auch wir erst einmal frühstücken. Wie viele Parks und Aussichtspunkte ist auch dieses Areal super gepflegt und sauber, der Reiseführer spricht sogar von „aufgebrezelt“.
Wir besuchen eines der größeren Städtchen der Insel: Ribeira Grande. Wir parken direkt vor der Kirche Igreja Matriz de Nossa Senhora da Estrela und laufen über den Marktplatz vorbei an der Camera Municipal und dem Theatro zur Wassermühle. Unterwegs kaufen wir noch sehr leckere Pralinchen im Chokolatinho 😋
Wir bekommen eine kleine Führung durch die Wassermühle Moinho do Vale. Das Wasser kommt entlang künstlicher Kanäle aus dem Landesinneren. Die Quelle ist gute 3,5 Kilometer entfernt und fließt 2 Kilometer weiter nach Norden ins Meer. Sie ist noch aktiv und mahlt vor allem Weizen und Mais.
Von dort geht es direkt in die Likörfabrik A Mulher de Capote Eduardo Ferreira. Auf dem Schild an der Straße heißt es nur „Ponto de Interesse Turistico“. Der Familienbetrieb etikettiert die Flaschen noch per Hand, nicht nur wegen der Qualität, auch um Arbeitsplätze zu erhalten.
Ob Marcuja, Ananas oder Tamarinde für die Liköre, den Brandy oder den Gin, Zuckerrohr für den Cachaça oder den weißen Rum sowie Milch für die Queen - alle Zutaten für die rund 300.000 Liter im Jahr kommen von den Azoren.
Einzige Ausnahme: Die Kirschen, die werden aus Lissabon importiert. Alles reift in amerikanischen Eichenfässern - je nach Sorte 2 Jahre und länger.
Einen der Gins haben wir ja schon gekauft. Daher nehmen wir nur noch einen Marcujalikör für Maracuja Sprizz und einen Brandy zum Verdauen jeweils als 500 Milliliter Flasche mit.
Das Wetter wird nicht wirklich besser, so dass wir beschließen noch die Plantação de Ananás Santo Antonio zu besichtigen. Die Plantage wirtschaftet ökologisch, d.h. ohne Einsatz von chemischen Düngemitteln.
Die Führung ist recht kurz - ähnlich wie im Maison de Curcuma auf La Réunion 🇷🇪 bekommen wir einen Film und anschließend 3 von insgesamt 50 Gewächshäusern gezeigt. Warum 3? Weil die Ananas in 3 Phasen reift - gesteuert durch ein kompliziertes Räucherverfahren 🧐
Danach ist uns klar, warum eine kleine Bio-Ananas, sie wiegt rund ein Kilogramm, um die 8 Euro kostet. Der Anbau ist zeitintensiv und sehr aufwendig. Ohne den Einsatz von Chemikalien dauert die Aufzucht der Früchte 2 bis 2,5 Jahre - mit immerhin noch 1,5 Jahre. Und bis dahin wird die Frucht nicht nur dreimal von Hand umgepflanzt, sondern auch künstlich bewässert 😲
Übrigens: Nirgendwo sonst auf der Welt erfolgt der Anbau in Gewächshäusern. Mehr erfahrt Ihr im Blog von Laura und Paul: LekkerLeben.
Nach einem kurzen Aufenthalt in unserer Unterkunft - Mark war mal wieder im Jacuzzi 😊 sind wir nach Lagoa reingefahren. Ohne Reservierung hoffen wir auf einen Platz im Borda d‘Agua. Und wir haben Glück 🍀
Das Restaurant direkt am Meer ist sehr zu empfehlen, die Auswahl an frischem Fisch ist riesig und der Service super freundlich. Wir sitzen kaum und schon steht hausgemachtes Brot und eine Platte mit Queijo fresco, einem Salat vom Oktopus sowie einem Kraben- und Wurstaufstrich vor uns. Das müssen wir natürlich bezahlen, aber es wäre wirklich Verschwendung das stehen zu lassen, so lecker wie es ist 😋
Wir bestellen eine Portion Camarão frito, ähnlich wie in Spanien werden sie in einem pikanten Sud aus Knoblauch und Chili serviert - großartig 👏
Danach gibt es erneut Fisch, diesmal Filets vom Barracuda, vom Trigger Fish, vom Almaco Jack, ganz eindeutig unser Favorit, und vom Guelly Jack. Es ist so viel, dass nicht mal mehr ein Dessert passt - lediglich ein Brandy zur Verdauung 🥃
Wir drehen noch eine kleine Runde durch das Örtchen, bevor wir nach Hause fahren und ins Bett fallen. Drückt uns mal die Daumen, dass morgen mehr Sonne scheint ☀️