Willkommen auf der Stadtmauer von Dubrovnik und damit auch dem Herz einer bewegten Geschichte, die der Legende nach irgendwann im 7. Jahrhundert beginnt.
Flüchtlinge aus dem heutigen Cavtat besiedelten die Gegend rund um das damalige Ragusa. Seinen Höhepunkt der Entwicklung erlebt die Stadt ab 1358, nachdem sie das Recht auf freien Handel bekommt. Kurz zuvor, Anfang des 13. Jahrhunderts, beginnt der Bau der Stadtmauer, die zum Teil bis zu 25 Meter hoch und 1.940 Meter lang ist. Die Dicke der Mauern beträgt bis zu 5,5 Meter - ausreichend Schutz zur Verteidigung der Freiheit und Unabhängigkeit 💪
Wir sind mal wieder früh unterwegs: Erstens um den Menschenmassen zu entgegen. Zweitens um das optimale Licht der Morgensonne auf die Stadt auszunutzen. Die Tore zu einer der schönsten, mittelalterlichen Befestigungen Europas öffnen um 8 Uhr. Um 8:05 Uhr liegt uns quasi die gesamte Pracht und Schönheit des Stadtkerns von Dubrovnik zu Füßen 🥰
Immer neue Bilder eröffnen sich uns, während wir Schritt für Schritt die knapp 2 Kilometer zurücklegen. Mit uns zusammen sind gerade mal eine Handvoll Frühaufsteher unterwegs - zumindest die, die auch den Zugang über die innere Brücke und das Tor von Ploče gleich gegenüber dem Dominikaner Kloster gewählt haben. Nicht irritieren lassen, die Schilder, die auf den Eingang hinweisen, werden erst kurz vor 8 Uhr aufgehangen. Wer zu früh ist, so wie wir, sucht erst einmal vergeblich 🤔
Die meisten Besucher, insbesondere die Stadtführungen und Kreuzfahrer, bevorzugen den Haupteingang an der Brücke und dem Stadttor von Pile - für Fotografen gänzlich ungeeignet, da die Stadt hier morgens im Gegenlicht liegt.
Die Festung Minčeta bildet den höchsten Punkt der Stadtmauer. Wir können uns gar nicht satt sehen, an der historischen Stadt, die zum UNESCO Weltkulturerbe gehört und nebenbei noch Schauplatz der Serie Games of Thrones war.
Wir blicken auf die Verteilung der Gassen und Plätze sowie zahlreiche Bauwerke wie die Festung St. Johann, das Rathaus, den Rektorenpalast, die Kathedrale, die Jesuiten-Kirche, das Franziskaner Kloster, den Onofrio Brunnen, die Festung St. Lorenz und vieles mehr - mal ist es näher, mal weiter weg 🙃🙂 Übrigens, alle Gebäude mit roten Dachziegeln wurden im Krieg Anfang der 90er Jahre zerstört. Der 2. Schicksalsschlag, der Dubrovnik nach dem Erdbeben 1667 hart trifft.
Ingesamt sind wir gute 2 Stunden entgegen dem Uhrzeigersinn unterwegs - anders ist es auch gar nicht erlaubt. Schlau gemacht, so entstehen keine unnötigen Menschentrauben. Und noch etwas sollte nicht unerwähnt bleiben: Wundert Euch nicht, wenn Euch plötzlich jemand joggend überholt. Die Dubrovniker haben freien Eintritt und die eine oder der andere nutzen das als Trainingseinheit 😲
Puh, so viele Schritte am frühen Vormittag, da haben wir uns ein ordentliches Frühstück inklusive einem Breakfast Martini mehr als verdient. Dafür haben wir eines der Restaurants direkt am Hafen ausgewählt - ein wenig dekadent, aber großartig 👏
Danach streifen wir ein wenig durch die Stadt und betrachten das ein oder andere Gebäude etwas genauer. Die Placa, auch Stradun genannt, wurde bereits im Jahr 1360 gepflastert. Sie sieht noch heute aus wie geleckt und ist glatt wie ein Kinderpopo 😅 Überhaupt ist die Stadt total sauber.
Die Sonne brennt unerträglich. Wir haben über 36 Grad und die hellen Mauern reflektieren das Licht. Zeit für eine kurze Abkühlung im Meer. Es ist nur eine Stippvisite, denn um sich gemütlich am Strand auszuruhen, fehlt schlichtweg der Platz oder besser gesagt der Abstand, den wir zumindest weitestgehend versuchen einzuhalten 😎
Irgendwann ist es Zeit mal wieder etwas zu essen - nicht weil der kleine Hunger ruft, sondern mehr aus Neugierde auf einen Oktopus 🐙 und einen Thunfischsteak 🐟 Burger im Fast Food Republik. Beides sehr, sehr gut 😋
Danach beschließen wir eine kleine Pause einzulegen. Wir kehren in unser Appartement zurück und duschen erstmal ausgiebig - ich habe lange mehr so geschwitzt 🥴 Nicht nur das Wetter schafft uns. Dazu kommen noch die vielen unzähligen Stufen, die wir pro Weg zurücklegen. Allein in die Stadt und zurück ins Appartement sind es knappe 4 Kilometer, an die 6500 Schritte und fast 20 Stockwerke, was ca. 320 Stufen entspricht 😱
Das nehmen wir für einen weiteren Stadtbummel am Abend natürlich gerne auf uns. Wir besuchen erst die Festung St. Lorenz oder auch Fort Lovrijenac genannt. Sie ist eine von zwei Festungen, die außerhalb der Stadtmauer liegt, und ist beeindruckend mit ihren teils bis zu 12 Metern dicken Mauern. Wir genießen die Abendsonne und erneut den Blick auf die Stadt aus einer völlig anderen Perspektive - einfach bezaubernd 😊
Wir laufen durch die vielen Gassen, biegen mal rechts und mal links ab. Unser Ziel die Buza Bar. Wir ergattern einen der wenigen Plätze mit direkten Blick aufs Meer und lassen es uns bei einem Apple Cider gutgehen. So langsam versinkt die Sonne im Meer und verfärbt den Himmel - nicht ganz so spektakulär wie gestern ☀️
Die Suche nach einem Restaurant gestaltet sich etwas schwierig. Die, die am besten bewerteten sind, sind zum Teil bis zu einer Woche lang ausgebucht. Das überrascht uns etwas, aber klar, es ist Samstagabend. Im Jezuite haben wir Glück 🍀 und bekommen mit etwas Wartezeit verbunden noch einen Platz.
Und was soll ich sagen, wieder einmal bin ich positiv überrascht: Ich habe mir die kroatische Küche viel rustikaler und einfacher vorgestellt. Gnoccis mit Wildschwein oder eine so köstliche Brodetto, was übersetzt Fischtopf heißt, hatte ich überhaupt nicht auf den Schirm ☺️
Satt und zufrieden wollen wir eigentlich noch ein wenig die Stadt bei Nacht erkunden, aber ehrlich gesagt, ist es uns zu voll. Es strömen mehr Leute als tagsüber in die Stadt, vor allem junge Leute. Dubrovnik wird zur Partymeile. Zeit für uns zu gehen. Denn in unseren Köpfen ist diese Pandemie noch lange nicht vorbei. Ja, auch wir genießen wieder mehr das Leben. Dennoch gehört ein gewisser Abstand, insbesondere zu völlig fremden Menschen für uns immer noch dazu 🙏