Nächstes Ziel: Popayán, die weiße Stadt. Der Weg führt durch den Puracé Nationalpark.
Bei strahlendem Sonnenschein starten wir wie immer an Fahrtragen um 8 Uhr 🕗 Uns umgibt eine atemberaubend schöne Landschaft mit satten grünen Wiesen, dichten Wäldern und üppigen Kaffeeplantagen oft gepaart mit Bananen, vermutlich als Schattenspender.
Wir können uns kaum vorstellen, wie es sein muss, dass alles per Hand zu bewirtschaften. Aber klar, die oft steile Hanglage lässt gar nichts anderes zu.
Wir durchqueren nochmals Isnos. Gar nicht so leicht, unser Monstergefährt von Bus durch die engen Straßen zu lenken. Wobei im Gegensatz zu dem ein oder anderen LKW kommt es uns vor wie ein Kinderspiel 🙃🙂
Es ist höchste Zeit, mal unseren Busfahrer Camilo lobend zu erwähnen. Souverän bringt er uns nun schon eine Woche von A nach B - immer mit einem Lächeln auf den Lippen.
Heiko hatte gestern die Idee, dass wir ihn zum Abendessen einladen. Ich glaube, er hat sich freut 😊
Die Landschaft zieht an uns vorbei. Dennoch ist der Blick in das ein oder andere Tal einzigartig. In den Häusern entlang der Straße befinden sich oft kleine Läden oder Werkstätten.
Immer mal wieder kreuzt auch ein Altar unseren Blick. Kein Wunder, 90 % der Kolumbianer sind katholisch.
Ein letzter Stopp in El Marmol, bevor wir den Puracé Nationalpark durchqueren. Die nächsten 3 Stunden erwartet uns Natur pur.
Beginnend mit sagenhaften, dichten Nebelwäldern schrauben wir uns Kilometer um Kilometer die Anden hoch, die anschließend in beeindruckenden Hochlandmooren, den sogenannten Páramos, übergehen.
Diese beiden einzigartigen Ökosysteme tragen maßgeblich zur Artenvielfalt und zum ökologischen Gleichgewicht bei und bieten ein unvergleichliches Naturerlebnis.
In den Nebelwäldern, die sich auf rund 1.700 Metern über dem Meeresspiegel erstrecken, ist die Vegetation üppig und vielfältig 🙏
Hohe Baumkronen, dichtes Unterholz und eine Vielzahl von epiphytischen Pflanzen prägen das Bild dieser Wälder 🌳 Die Luft ist erfüllt von einem Hauch von Feuchtigkeit, der den Pflanzen ihr charakteristisches Aussehen verleiht.
Farne, Moose und Orchideen schmücken die Bäume, während der Boden von einem Teppich aus Moos und Farnen bedeckt ist. Irgendwo in den Tiefen des Grüns schlafen Tapire und Brillenbären. Vielleicht kreist auch irgendwo ein Andenkondor 🦅
Er ist zweifellos einer der eindrucksvollsten Bewohner dieser Region. Mit einer Flügelspannweite von bis zu 3,3 Metern und einem Gewicht von bis zu 15 Kilogramm gehört er zu den größten flugfähigen Vögeln der Welt.
Sein Flug hoch über den Gipfeln der Anden und sein scharfer Blick machen ihn zu einem Symbol für Freiheit und Wildnis.
Es wäre ein riesiges Glück, einen dieser imposanten Vögel beim Kreisen in den Lüften zu beobachten und seine Anmut und seine Schönheit zu bewundern.
Die Straße ist meist nicht asphaltiert, so dass es mächtig schaukelt. Dennoch kommen wir gut voran. Zudem hält uns Jason mit einer Runde Archipas bei Laune 😂
Vor gut 20 Jahren wäre diese Fahrt gar nicht möglich gewesen. Das komplette Gebiet wurde von der Guerillia kontrolliert. Eins gegründet von Bauern, um gegen Großgrundbesitzer zu kämpfen, wurden auch sie mit der Zeit immer krimineller.
Ein Konflikt, der noch heute schwelt und immer wieder für Kämpfe zwischen der Regierung, den Paramilitärs und den Guerillas sorgt.
Allmählich erreichen wir die Páramos und die Vegetation wird spärlicher. Anstelle dichter Baumkronen sehen wir nun weite Graslandschaften und niedrige Sträucher, die sich über die karge Erde erstrecken.
Charakteristisch für diese einzigartige Umgebung sind die majestätischen Frailejones, die wie aus einer anderen Welt wirken. Ihre dicken, pelzigen Blätter trotzen den extremen Bedingungen auf den hohen Bergen und verleihen der Szenerie ein fast surreal wirkendes Aussehen 🍃
Die Korbblütler, die gerade mal ein Zentimeter pro Jahr wachsen, spielen eine entscheidende Rolle für den Wasserhaushalt der Region 💦
Sie fungieren als riesige Schwämme, die Feuchtigkeit aus der Luft aufnehmen und speichern, um sie als Nebel oder Regen freizusetzen und die umliegenden Ökosysteme zu versorgen.
Mit jeder Kurve, die wir durch den Puracé Nationalpark fahren, erleben wir die Schönheit und Vielfalt der kolumbianischen Natur hautnah und lassen uns von den Geheimnissen dieser faszinierenden Bergwelt verzaubern.
Gegen Nachmittag erreichen wir Popayán und beziehen unserer Zimmer in einem Kloster, welches im 16. Jahrhundert von den Franziskanern gegründet wurde. Das bedeutende religiöse und kulturelle Erbe der Stadt ist ein 5 Sterne Hotel - leider bleiben wir nur eine Nacht 🙃🙂
Wir begeben uns auf eine Entdeckungstour durch die engen Gassen und historischen Plätze der weißen Stadt, wie Popayán aufgrund der vielen weiß getünchten Gebäude genannt wird.
Wie kam es zu der weißen Farbe? Vor vielen Jahren war Popayán von Parasiten befallen. Um die Menschen von den extremen Juckreizen zu befreien, wurde in der Stadt breitflächig Kalk verteilt.
Und wie das so ist, wuchs daraus eine Tradition. Nur ist es heute nicht mehr Kalk, sondern weiße Farbe, mit der die Häuser jedes Jahr gestrichen werden 🤫
Ganz ehrlich, auf den zusätzlichen Guide hätten wir gerne verzichtet und wären einfach so durch diese eindrucksvolle koloniale Stadt geschlendert. Er hatte nur eine Auge für die vielen Kirchen 🥱
Kein Wunder, schon während der Kolonialzeit florierte die 1537 von Sebastián de Belalcázar gegründete Stadt zum Handelszentrum. Und die Spanier bekehrten nach und nach die Menschen, so dass sich der christliche Glaube wunderbar ausbreitete.
Ähnlich wie in Spanien findet auch in Popayán die Semana Santa statt. Eine eindrucksvolle Prozession, die die Leidensgeschichte Christi darstellt 😇
Wichtig zu wissen, wir befinden uns in einer Region mit hoher seismischer Aktivität, die Teil des Pazifischen Feuerrings ist. Das letzte starke Erdbeben 1983 forderte das Leben von 73 Menschen, weil die Decke der Kathedrale einstürzte 😱
Erst 2005 wurde Popayán aufgrund seiner Architektur von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt und immer noch kommen sehr viele Spanier gerne zum Urlaub machen hierher 🧳
Jason lädt uns auf eine Runde Chontaduros, auch bekannt als "Pfirsichpalmfrucht" ein. Die rötlich-orange, ovale Frucht schmeckt ohne Schale, dafür leicht gesalzen etwas mehlig und erinnert an Süßkartoffeln oder Maronen.
Natürlich erklärt er uns auch noch, warum die Uhr des Torre del Reloj nur einen Zeiger hat. Ganz einfach, während des Unabhängigkeitskampfes wurde Munition gebraucht. Was eignet sich dafür besser als Kirchenglocken oder eben die Zeiger einer Uhr? 🤔
Wir besteigen noch den Morro de Tulcán, ein beliebtes Ziel bei den Einheimischen. Erst recht an einem Samstag. Die Sonne lacht vom Himmel, d.h. die halbe Stadt ist auf den Beinen 😎
Wir probieren eine Oblea, eine dünne Waffel, die mit Arequipe, Marmelade, Käse und Kondensmilch gefüllt ist 🧇 und genießen den Panoramablick auf Popayán sowie die umliegende Landschaft - wunderbar ☺️
Noch vor Sonnenuntergang kehren wir ins Zentrum zurück und lassen uns für ein paar Minuten vom abendlichen Flair der Stadt einlullen.
So langsam macht sich ein kleines Hüngerchen bemerkbar. Wir folgen der Empfehlung des Lonely Planets und der guten Bewertung auf Google Maps und gehen ins Restaurante Italiano y Pizzería 👌
Nach dem ganzen Fisch und Fleisch der letzten Tage freuen wir uns auf etwas Vegetarisches - zumindest fast. Ein bisschen Schinken begleitet dann doch den Spargel auf Pizza 🍕
Eine ganze Woche sind wir nun schon in Kolumbien unterwegs und wir freuen uns auf alles, was noch kommt 🥰