Unsere heutige Wanderung führt uns ins Valle de Palmarito, eines von 5 Tälern im Parque Nacional Viñales. Der Nationalpark gehört aufgrund seiner zerklüfteten Kalksteinfelsen im Norden und seiner vom Landbau geformten Kulturlandschaft seit 1999 zum UNESCO Weltkulturerbe 🌎

Wir sind früh wach, gut wir waren auch früh im Bett, denn ab 18 Uhr ist es dunkel. Zudem macht der ein oder andere Hahn Krach für Zwei  Egal, wir nutzen die kühlen Stunden und das tolle Licht und drehen schon eine Runde durch die Stadt, die langsam erwacht. Überall werden die Stühle rausgestellt, der Boden gefegt und die ersten Geschäfte gemacht.

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Nach dem Frühstück, was wieder sehr reichhaltig war, warten wir noch kurz auf Yorián, unseren Guide. Und dann geht es auch schon los. Yorián hat ein wahnsinniges Wissen. Eigentlich hat er Informatik studiert. Aber er liebt die Natur 😊

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Liebevoll erklärt er uns jeden Baum und Strauch. Wir können es kaum glauben, aber er verdient als Reiseleiter bzw. Guide deutlich mehr als wenn er seinem Beruf weiter nachgegangen wäre. 35 CUC pro Monat für jemanden, der 6 Jahre studiert hat - für uns unvorstellbar 

Aber so ist es in Kuba, eine der letzten sozialistischen Volkswirtschaften, die in erster Linie vom Tourismus lebt. Ein Land, dessen Nahrungsmittel-Produktion nur etwas 20 Prozent des täglichen Bedarfs abdeckt, der Rest muss importiert werden. Durch die Sanktionen der USA gibt es im Moment wenig Diesel und Benzin, weil die Devisen nicht reichen, um Rohstoffe wie Erdöl zu bezahlen. Es ist ein Teufelskreislauf. Kuba hatte unter Obama die Hoffnung, dass sich endlich auch amerikanische Firmen in Kuba ansiedeln und mehr Arbeitsplätze schaffen werden 😓 Dennoch kam es für Yorián nie in Frage sein Land zu verlassen - und jetzt als junger Familienvater schon gar nicht 🙏

Zuerst besuchen wir einen Kaffeebauern, der 100 Prozent Arabica Bohnen anbaut. Yorián erklärt uns, dass hier alles noch von Hand gemacht wird. Nur so lässt sich sicherstellen, dass nur die reifen Bohnen geerntet werden. Diese werden dann 25 Tage in der Sonne getrocknet - komplett mit Schale, weswegen es so viel länger dauert als bei der industriellen Fertigung 🙃🙂

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25 Prozent müssen die Bauern an den Staat abgeben und der mischt den Kaffee dann 1:1  mit Erbsen, damit es mehr gibt. Grauenhaft! Ich komme in den Genuss von 100 Prozent Arabica, aufgekocht in einer Espressokanne - fabelhaft 😃

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Die meisten Bauern sind Selbstversorger, insbesondere was Obst angeht, denn vom Staat bekommen sie lediglich Reis, Bohnen, Milch und Fleisch - je nach Alter und körperlicher Verfassung. Festgehalten wird das alles in einer Lebensmittelkarte 😌 Alles andere müssen sie im normalen Supermarkt kaufen - und das ist wie mit dem Wasser Glückssache und teuer 😕

Yorián zeigt uns Mango-, Avocado- und Guavenbäume. Leider ist keine Saison, so kommen wir nur in den Genuss der Säfte, die in alten, gereinigten Bierflaschen abgefüllt werden. Im Moment gibt es an frischem Obst: Ananas, Papaya, Bananen und manchmal Maracuja. Zum zweiten Mal in unserem Leben sehen wir Ananaspflanzen 😃Das erste Mal war in Malaysia auf Borneo 2011.

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Auf dem Weg weiter springt Yorián immer wieder ins Gebüsch, um uns irgendwas zu zeigen, eine Heilpflanze hier, ein Pflanze gegen die Blattameisen dort, er zeigt uns wilden Ingwer und aus bestimmten Blüten zaubert er eine Trillerpfeife. Und dann sind da noch die Pflanzen, die „spitze Zunge der Schwiegermutter“ oder einfach „Schwiegermutterpflanze“ heißen, die eine sieht aus wie eine unserer typischen Zimmerpflanzen, die andere hat total schöne, weiße Blätter, aber nur außen, innen hat sie eine dunkle Seele 😅 

Es ist spannend Yorián zu zuhören, zumal sein Deutsch einwandfrei ist. Er hat es sich selbst beigebracht mit Hilfe von Rammstein und vielen, vielen Touristen, die er seit 3 Jahren begleitet. Die Landschaft ist wunderschön und inmitten dessen liegen die Tabakfarmen. 

Bei einer machen wir halt und der Besitzer - den Namen habe ich leider vergessen - erklärt uns den Prozess von der Aussaat bis zur Zigarre. Die Samen sind so klein, die 2. kleinsten der Welt, dass es notwendig ist, Setzlinge zu ziehen. Dafür werden die Samen mit Kompost gemischt, auf ein Feld 10x20 Meter ausgetragen und gut gewässert. Nach 45 Tagen sind die Pflanzen ungefähr 10 Zentimeter groß und können aufs Hauptfeld umgesetzt werden, immer eine Pflanze im Abstand von 25 Zentimetern - 20.000 Pflanzen in 2 Tagen, alles per Hand 😲

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Nach 2 Monaten muss die Blüte abgeschnitten werden, damit die Energie in die Blätter geht - ähnlich wie bei den Bananen, nur das hier die Energie wichtig für die Früchte ist. Nach 3 Monaten ist die Tabakpflanze ausgewachsen - komplett ohne Chemie 🧪

Sie besteht aus rund 21 Blättern. Diese werden in 5 Abschnitte eingeteilt und bestimmen später das Aroma der Zigarre, denn je mehr Sonne die Blätter bekommen, desto stärker das Aroma. Eine Zigarre besteht demnach immer aus einer Mischung von mehreren Blättern, was auch an der Farbe zu erkennen ist 

Die Blätter werden in den sogenannten Tabakhäusern 3-4 Monate getrocknet. Diese bestehen aus Holzgestängen und sind mit Blättern der Königspalme bedeckt. Das hat den Vorteil, dass sie immer gut klimatisiert und luftdurchlässig sind. Nachdem die Blätter getrocknet sind, muss der Bauer 90 Prozent seiner Ernte an den Staat abgeben, unglaublich 😐

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Die restlichen 10 Prozent fermentiert er, indem er die Blätter wie eine Lasagne mit einer Mischung aus einem aufgekochten Sud aus Ananas, Guavenblättern, Honig und Rum schichtet und mit der Rinde der Königspalme verschnürt. Erst die Fermentation bringt den Geschmack, was voraussetzt, dass die Temperatur im Inneren des Bündels konstant zwischen 37-45 Grad Celsius liegt. Ganz schön aufwändig 🤔 

Ein Muss für uns, das erste Mal in unserem Leben zu paffen. Schmeckt gar nicht so schlecht diese Zigarre, fehlt nur noch der Rum dazu 🤣

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Den gibt es bei unserem nächsten Halt und zwar nicht irgendeinen, sondern einen ganz speziellen. Dieser wird nicht aus Zuckerrohr sondern aus einer besonderen Guavenart gewonnen. Sie wächst nur an den Berghängen der Provinz Pinar del Rio - kein Wunder, dass die Flasche 0,7 Liter etwa 23 CUC kostet. Im Vergleich dazu gibt es den Havanna Club 3 Añejo für ungefähr 6 CUC, den Especial und Añejo Reserva für 8 CUC und den 7 Añejo für 17 CUC.

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Nach der Verkostung gönnen wir uns noch einen Coco Loco, serviert in einer Kokosnuss, denn die Zutaten sind Kokoswasser, Limette, Honig und Rum. Letzteres ließen wir ein wenig nachschenken  Das Nachschenken mit Rum scheint hier ganz normal - ab jetzt nehmen auch wir das noch öfter in Anspruch  Und damit unsere Mittagspause nicht nur aus flüssiger Nahrung besteht, genießen wir das Fruchtfleisch der Kokosnuss mit Honig, frischer geht’s nicht 

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Der Rückweg nach Viñales führt durch die, würde ich sagen, schönste Ecke des Tals. So viel unberührte Natur erstreckt sich entlang der Kalkfelsen. Unterirdisch verläuft ein Fluss, weswegen uns sattes Grün erwartet. Kein Wunder, dass neben Tabak auch Süsskartoffeln, Maniok, schwarze Bohnen und eben Ananas angebaut werden.

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Nach gut 5 Stunden sind wir zurück und machen erstmal ein Päuschen, in Form von Siesta 😴 Die Sonne brennt ganz schön am Nachmittag. Den Abend vorbringen wir wie alle auf der Hauptstraße von Viñales. Denn die ist heute für den Autoverkehr gesperrt. Viele Restaurants  haben ihre Tische und Stühle auf die Straße gestellt. 

Wir genießen erneut einen Mojito und Cuba Libre und haben zum ersten Mal ein gut funktionierendes WLAN - zumindest schaffen wir es, die Bilder von gestern hochzuladen und den Blog damit zu bestücken 😄 Schauen wir mal, wann der Beitrag von heute folgt, Bilder haben wir genug 😉

Zum Abendessen gibt es frisches Spanferkel und als Absacker einen Rum, was sonst 🙃🙂

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Morgen geht es nach Cajo Levisa, einer Insel im Nordwesten. Liebe Henriette, bitte überspringe den Beitrag besser, er könnte Dich zu sehr deprimieren 🙏