Für Yuri bleiben wir ein Rätsel, denn trotz dichter Wolken am Himmel wollen wir dennoch hoch auf den Berg die Aussicht genießen. Er setzt uns als kurz nach 8 Uhr am Parkplatz ab und wir laufen los.
Es ist total mystisch: diese unberührte Natur, Nebelschwaden und wir mittendrin - ganz allein. Wir entdecken viele Pflanzen wieder, von denen uns Yorián erzählt hat: den wilden Hibiskus, die Pippi-Pflanze und eine Schwiegermutter. Ich entdecke eine Echse, die gut getarnt auf einem Baumstumpf sitzt und wartet Wir genießen es.
Als wir oben ankommen, warten wir einfach, irgendwann wird es schon ein bisschen aufziehen. Wir haben ja Zeit, eine der wertvollsten Ressourcen 😊
Es geht wahnsinnig steil bergab. Wir beobachten die Raubvögel bei der Futtersuche, irgendwo unter uns muss ihr Nest sein. Die Bienen tänzeln um uns herum. Wir haben das Gefühl, sie erfreuen sich an uns, genauso wie wir uns an ihnen erfreuen ... Und dann öffnet sich kurz der Himmel: Die Aussicht ist einzigartig 🥰
Jetzt geht es zum eigentlichen Ziel, denkt sich Yuri und wieder hat er die Rechnung ohne den Wirt, in dem Fall uns gemacht 😅 Denn wir wollen uns noch die Finca la Excelencia anschauen. 300 Obstbäume stehen auf dem Grundstück und Eloisa führt uns persönlich herum. Wir merken, es ist ihr ganzer Stolz.
Mit Händen und Füßen erklärt sie uns alles, was der Garten hergibt. Vieles kennen wir, wie Ananas oder Tamarinde einiges ist neu, wie zum Beispiel die Acerolakirschen. Die dürfen wir frisch vom Baum probieren. Es erstaunt mich immer wieder, wie viel wir doch verstehen, ohne die Sprache wirklich zu kennen ☺️
Eloisa hat eine Menge Auszeichnungen bekommen, u.a. gilt ihre Finca als fester Bestandteil Cubas und leistet einen wichtigen Beitrag zur Biodiversität. Sie selbst unterrichtet Pflanzenheilkunde und beehrt uns neben köstlichen Bananen und Mandarinen mit einem kräftigen Ingwer-Moringa-Shot zur Stärkung unseres Immunsystems 😋
6 Jahre gibt es die Finca bereits und den letzten großen Wirbelsturm, ich glaube es war 2017, hat sie mit einigen teils schweren Verlusten überlebt. Wie auch auf den Tabakfarmen stehen hier zwei kleine, strohbedeckte Hüttchen, wo die Menschen bei Hurrikans Unterschlupf suchen. Eloisa erzählt uns, sie schlafen derzeit darinnen. Das richtige Haus bauen sie gerade erst wieder auf 😲
Über eine Stunde bleiben wir. Fast ist es, als wolle uns Eloisa gar nicht gehen lassen. Immer wieder fängt sie mit einer neuen Geschichte an. Ich glaube, sie mag uns 😊
Überhaupt erleben wir sehr viel Offenheit und Freundlichkeit - und das obwohl Kuba ein armes Land ist. Niemand bettelt, niemand bedrängt einen. Auch auf eine freundliche Absage folgt meist ein Danke, so nach dem Motto: Schließlich haben wir wenige Sekunden unserer Zeit geopfert und einfach zugehört.
Da Yuri wartet, machen wir uns dann doch auf den Weg. Wir wollen ja noch nach Las Terrazas. Dort angekommen, sind wir etwas irritiert. Im Reiseführer klang es nach einem idyllischen Örtchen, ja, es liegt am See, ja, die Häuser sind weiß, aber hübsch? Die Wohnblöcke erinnern mehr an Barracken zu DDR- oder Sowjetzeiten.
Von Künstlerkolonie ist wenig zu spüren. Leider haben wir nicht die Zeit eine ausführliche Wanderung, zum Beispiel zu Kubas ältester und noch bestehenden Kaffeeplantage zu unternehmen. Vielleicht würde sich uns das, wie es im Lonely Planet heißt, bahnbrechende Öko-Dorf, welches 1968 im Rahmen eines Wiederaufforstungsprojekts entstand, mehr erschließen 🤔
So streunen wir ein wenig durch die Gegend und besuchen das Öko-Restaurant El Romero. Es verwendet Gemüse und Gewürze aus eigenem biologischen Anbau, wird mit Solarstrom betrieben und hat auch eigene Bienenstöcke. Wir probieren den Erdnussdip mit frisch gebackenen Brot und dazu, wie sollte es anders sein, einen Mojito und einen Cuba Libre, wobei die Cola nicht auf der Speisekarte steht. Nur leider funktioniert der Strom gerade nicht, warum es keinen Daiquiri gibt 🙃🙂
Und dann bekommen wir doch noch ein kleines bisschen Einblick in die unberührte Natur. Wir fahren zur Badestelle am San Juan Fluss. Hier füllt über Felsstufen herabfallendes, frisches, sauberes Wasser eine Reihe von Löchern, die sich ganz wunderbar zum Baden eignen 😃 Natürlicher geht’s nicht und idyllischer auch nicht. Ihr wisst ja, wer von uns beiden die Wasserratte ist - ich bin es nicht, mir ist es zu kalt 🥶
Mark genießt das kühle Nass und freut sich, wie ein kleines Kind. Ich schaue ihm zu und bin glücklich, weil er es ist 😍
Am Abend erwartet uns wieder ein köstliches Dinner in unserer Unterkunft, der Villa Oliva. So gut haben wir bisher noch nicht oft in Kuba gegessen. Wir sind auf die Rechnung gespannt. Vor dem Essen, bringt uns unsere Gastmama aber erstmal einen Cuba Libre und einen Mojito - wie aufmerksam 😃
Morgen geht es dann weiter nach Cienfuegos, Kubas „Perle des Süden“, wo sich 1819 die französischen Kolonialherren niederließen.