Nach einem reichhaltigen Frühstück geht es los - auf nach Cienfuegos. Ungefähr 315 Kilometer liegen vor uns, mal schauen wie lange es dauert ...
Okay, diesmal haben wir die Rechnung ohne Yuri gemacht. Denn er heizt in einem Affen Tempo über die Autobahn und interessiert sich nicht wirklich für die Geschwindigkeitsbeschränkungen. Gefühlt holt er alles aus einem Oldtimer raus, was geht. Auch als es in Höhe Havanna beginnt zu regnen, interessiert ihn das wenig. Uns ist ehrlich gesagt etwas mulmig 😕
Wir besuchen das Castillo, welches knapp 100 Jahre älter als die Stadt selbst ist. Es liegt ganz in der Nähe der Siedlung, die rund um das im Jahr 1976 zusammen mit der Sowjetunion geplante Kernkraftwerk entstanden ist. Es ist aufgrund des erbitterten Widerstands der USA niemals fertiggestellt - einmal was richtig gemacht, könnte man ketzerisch sagen 😉 - und dem Zusammenbruchs des Kommunismus aufgegeben worden.
Wir sind es recht schnell durch damit und fahren mit der Fähre zurück. Unser Fahrer ist etwas überrascht, wie schnell es gehen kann und liefert uns dann im Zentrum von Cienfuegos ab 😃
Rund um den Parque José Martí erstreckt sich ein restauriertes Gebäude nach dem anderen, darunter das Theater, die Kathedrale, das Regierungsgebäude sowie zwei Museen und ein Hotel. Wir lassen das kurz auf uns wirken und erkunden dann die Straßen drumherum.
Hier zeigt sich uns das wahre Cienfuegos: Häuserfassaden mit Wäsche vor den Fenstern, mal frisch gestrichen, mal fällt der Putz ganz einfach von den Wänden. Aber irgendwie hat es Charme, zumal die Menschen einfach in den Türen sitzen und mit den Nachbarn sprechen - mit den direkten und indirekten, denn sie alle kennen sich 🙃🙂
Wir drehen die ein oder andere Runde, natürlich auch über den El Bulevar, die Haupteinkaufsstraße und die Souvenirmeile bis zum Meer. Hier steht ein witziges Kunstwerk: Zwei Autoreifen wurden zu einer Brille umfunktioniert 😃
Natürlich genehmigen wir uns zum Abschluss unserer ersten Runde noch ein Daiquiri und einen Café - beiden in sehr netten Lokalitäten, bevor wir dann über den Prado in Richtung Malecón und dem Restaurant Bahia laufen.
Die 4-spurige Straße ist absolut sehenswert. Rechts und links erstrecken sich farbenfrohe und zum Teil von Säulen eingerahmte Häuserfassaden - die Abenddämmerung taucht die komplette Straße in ein tolles Licht. Wir merken mal wieder nicht, wie die Zeit vergeht.
lm Restaurant Bahia, einer Empfehlung unserer Gastmama Tanja, entscheiden wir uns für Fisch und Meeresfrüchte. Es ist gut, aber nicht so gut wie in unserer Unterkunft in Soroa. Das war echt ein Gedicht - das Essen.
Zurück in unserer Unterkunft genehmigen wir uns noch einen Havanna Especial und dann ab ins Bett. Wir wollen früh raus, um nach El Nicho zu fahren.
Auch das Frühstück bei Tanja ist reichhaltig, allerdings bin ich froh, dass ich doch ein wenig abgepacktes Roggenbrot mitgenommen habe. Das ständige Weißbrot und Toast ist nichts für meine Verdauung 🙏
Wir starten um kurz nach 8 Uhr. Wir unterstellen Yuri mal, dass er ein wenig auf Regen gehofft hat, denn die Straße nach El Nicho sind nicht ohne. Sie sind vor allem eins: kurvig. Leider heizt Yuri wieder durch die Landschaft, als hätte ihn der Hafer gestochen, so dass wir an den Mango- und Orangenplantagen einfach nur vorbei fliegen - keine Zeit für ein Foto, keine Zeit für einen entspannten Ausblick, keine Zeit für einen gemütlichen Ausflug mit einem Oldtimer 😢
Im Parque Natural Topes de Collantes angekommen, muss auch Yuri etwas langsamer werden, denn die Serpentinen fordern ihn bzw. das Auto seines Freundes, wie er uns auf dem Weg nach Cienfuegos erzählte, ganz schön.
Endlich angekommen, sind wir auf dem Parkplatz noch fast allein. Das ändert sich schnell, weswegen wir uns umgehend auf dem Weg zum Wasserfall machen. Die Landschaft rund um den Rio Hanabanilla ist wunderschön. Total unberührt und dank der zwei verschiedenen Wanderwege und Naturschwimmbecken verteilt sich die Menge an Besucher dann doch 😃
Zurück geht es wieder im Affen Tempo - und manchmal ist es verdammt knapp. Ab und an fragen wir uns, was würde wohl passieren, wenn etwas Unvorhersehbares geschieht ... 😡 Denken wir besser nicht weiter darüber nach.
Auch diesmal lassen wir uns im Zentrum von Cienfuegos aussetzen, denn wir wollen den Prado natürlich auch noch einmal bei Tageslicht bewundern. Es ist bisher der Tag mit den meisten Schritten, denn wir laufen den kompletten Malecón runter - bis zur südlichsten Spitze der Bucht.
Natürlich nicht, ohne einen Rum zwischendurch 😎 Und diesmal machen wir es wie die Kubaner: Wir kaufen einfach eine ganz Flasche und trinken ihn pur, ohne Eis oder sonstigen Schnickschnack 🤣 Aber keine Sorge, wir haben sie nicht ausgetrunken 😂
Später am Abend gönnen wir uns dann noch einen gesitteten Cocktail im Palacio de Valle - natürlich auf der Dachterrasse. Ganz ehrlich, hier übertreibt der Lonely Planet nicht. Mit seinen farbenfrohen Ziegeln, den Türmchen und dem vielen Stuck erinnert dieses Schloss tatsächlich an 1001 Nacht oder eine aufwendig verzierte arabische Kasbah - wie schön und irgendwie auch einzigartig 🥰
Abendessen tun wir diesmal in einem Paladar, einem privaten Restaurant. Was für ein Glück für uns, dass das Aché die dürftigen 1990er Jahre, den Zusammenbruch des Kommunismus, überlebt hat. Der gegrillte Lobster ist vom Feinsten - ein Festmahl 😋
Was für ein schöner Abschied von Cienfuegos, bevor es weiter nach Trinidad geht, wo wir uns dann auch von Yuri und dem Oldtimer verabschieden. Eine Woche ist nun schon rum und wir haben mal wieder sehr viel erlebt. Wir freuen uns auf die restlichen Tage in Kuba 🇨🇺